Borrmann, Mechthild by Wer das Schweigen bricht

Borrmann, Mechthild by Wer das Schweigen bricht

Autor:Wer das Schweigen bricht
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-01-19T18:26:19+00:00


Kapitel 22

23. April 1998

Karl van den Boom stellte seinen Wagen an der Straße ab, nahm seine Pistole aus dem Handschuhfach und ging den gut dreihundert Meter langen Feldweg bis zum Kotten zu Fuß. Während er näher kam, sah er, dass das erleuchtete Fenster, das sie vom Höverhof aus gesehen hatten, Rita Albers Büro war. Er verließ den Weg, ging die Hecke entlang um das Grundstück herum und öffnete das kleine Tor am Ende des Gartens. Die Blütenblätter der Apfelbäume lagen auf dem Gras und schimmerten in der Dunkelheit wie frisch gefallener Schnee.

Van den Boom knöpfte seine Jacke auf, die in den Schultern spannte und seine Bewegungen einschränkte. Für einen Moment dachte er darüber nach, dass sein Vorgehen nicht klug war und dass er wenigstens in der Klever Zentrale hätte mitteilen sollen, wo er gerade war. Dann schob er sich langsam an das untere Ende der Terrasse und blickte über die Balustrade. Ein Mann stand mit dem Rücken zum Fenster an einem der Regale, offensichtlich mit einem Aktenordner beschäftigt. Er trug ein graues Jackett über seinen Jeans und war außergewöhnlich groß.

Van den Boom duckte sich, knurrte „Oh, Scheiße“ und ging um die Terrasse herum zur Vorderseite des Hauses. Auf dem Weg, unmittelbar hinter dem Carport, stand der blaue Dienstwagen der Kollegen vom K11.

Eilig steckte er seine Waffe in die Jackentasche, knöpfte seine Uniformjacke zu und klingelte.

Der Kollege Brand zeigte sich kurz am Küchenfenster und öffnete dann die Haustür.

Karl van den Boom grüßte kurz. „Hab Licht gesehen und dachte, da sehe ich besser mal nach.“

Brand, den alle nur „den Langen“ nannten, nickte. „Ich dachte, vielleicht haben wir irgendwas übersehen.“

Er setzte sich an den Schreibtisch und sah van den Boom an. „Du bist doch hier zu Hause“, sagte er nachdenklich. „Was ist das für eine Geschichte mit diesen Peters? Was ist da dran?“

Karl zuckte mit den Schultern. „Habt ihr die Akten gelesen?“

Der Lange zog die Augen schmal und sagte bissig: „Ja, kurz nach dir.“

Van den Boom hielt seinem Blick stand und brummte: „Hmm … Will keiner so recht was drüber sagen. Ich dachte, ich rede mal mit dem Gerhard … Mal nachfragen, wieso die die Akten schon nach zwei Monaten weggelegt haben.“ Er verschwieg die Andeutung, die Paul Höver gemacht hatte.

Der Lange lachte auf.

„Wenn jemand mit Gerhard redet, dann sind wir das. Du hältst dich …“ Der Satz wurde vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Nach dem dritten Klingelzeichen sprang der automatische Anrufbeantworter an. Eine Männerstimme sagte: „Hey Rita, ich bin es. Wollte mal hören, wie weit du mit der Peters-Geschichte bist? Ruf mich …“

Der Lange griff zum Hörer. „Hallo.“ Am anderen Ende wurde es still. Van den Boom drückte die Lautsprechertaste und der Lange zog missmutig die Augenbrauen zusammen. „Hallo, wer spricht da?“

„Das wäre ja wohl meine Frage“, kam es nach kurzer Pause vom anderen Ende, „schließlich ist das der Anschluss von Rita Albers.“

„Hier spricht die Polizei“, antwortete der junge Beamte, „und jetzt noch einmal: Mit wem spreche ich?“

Van den Boom drehte die Telefonstation zu sich. Auf dem Display stand „Thomas“. Er machte den Langen darauf aufmerksam.



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