Bodo Völxen 02 - Tod an der Leine by Mischke Susanne

Bodo Völxen 02 - Tod an der Leine by Mischke Susanne

Autor:Mischke, Susanne [Mischke, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-27T00:00:00+00:00


Dienstag, 26. August

»Gibt’s was Neues?«, fragt Pia und sieht Fernando an.

»Nicht seit gestern.«

Pia schweigt.

Schwer abzuschätzen, was sie empfindet. »Wo arbeitet eigentlich Stefan zurzeit?«

»Wieso?«, kommt es misstrauisch zurück.

»Ich wollte ihn mal wegen neuer Weinregale für den Laden sprechen.«

»Ich gebe dir am besten seine Handynummer.« Pia schreibt die Nummer auf Fernandos Zeitung.

»Wie geht’s Yannick?«

»Gut. Er treibt sich neuerdings viel mit diesem Marco herum, ich fürchte, die beiden machen jede Menge Unsinn«, sagt Pia Hermes, und ihre Munterkeit kommt Fernando ein wenig aufgesetzt vor.

Das Gespräch wird unterbrochen, zwei pummelige Schülerinnen betreten den Kiosk und verlangen nach Gummimäusen und Schaumwaffeln. Fernando klemmt sich seine gewohnte Zeitungslektüre unter den Arm und verabschiedet sich. Nach wenigen Metern begegnet er Yannick, der lustlos die Straße entlangschlurft.

»Nicht trödeln, die Schule fängt bald an«, mahnt Fernando und wappnet sich schon für einen frechen Spruch, aber Yannick sieht ihn unter seiner Baseballmütze hervor ernst, fast anklagend an und fragt: »Habt ihr den Mörder?«

»Nein, noch nicht. Aber wir arbeiten daran.«

Schwer zu sagen, ob diese Antwort den Jungen zufriedenstellt.

»Weißt du, in der Wirklichkeit geht das nicht so schnell wie im Fernsehen. Es dauert Tage, bis Spuren ausgewertet sind, bis Zeugen sich melden … aber das wird schon«, verspricht Fernando.

Yannick senkt den Blick und nickt bedächtig, wie ein alter Mann.

»Mochtest du deine Tante denn sehr?«

»Ja, die war cool.«

»Warst du oft bei ihr?«

»Paarmal.«

»Was habt ihr da so Cooles gemacht?«

Yannick zuckt die Schultern. »Weiß nicht. Filme geschaut. Sie wollte mir ’nen iPod kaufen, zum Geburtstag.«

»Hast du mal Freunde deiner Tante kennengelernt?«

»Nö.«

»Einen Mann vielleicht? Oder hat sie mal einen Namen genannt?«

»Nö.«

»Fand dein Vater deine Tante auch cool?«, fragt Fernando und kommt sich wie ein Schwein dabei vor.

»Nö. Ich muss jetzt los, Scheißschule«, antwortet Yannick und legt einen Zahn zu.

Fernando geht in Richtung Limmerstraße und steigt wenig später in die Linie zehn. Zum Motorradfahren hat er heute Morgen keine Lust, außerdem sieht es nach Regen aus. Seine Laune ist auf dem Tiefpunkt. Der gestrige Abend kommt ihm im Nachhinein vor, als hätte sich die Welt gegen ihn verschworen. Nach dem Streit mit seiner Mutter hat Fernando die Wohnung demonstrativ und mit viel Getöse verlassen. Erste Anlaufstelle war sein Freund und Poker-Partner Antonio von der Autowerkstatt gegenüber, der normalerweise immer für einen Zug durch die Gemeinde zu haben ist. Aber Antonio war unterwegs und auch per Handy nicht erreichbar. Danach ist Fernando mit dem Motorrad in die List gefahren. Fast zwei Stunden hat er vor Jule Wedekins Wohnungstür gesessen – mehrmals misstrauisch beäugt vom Hausdrachen Pühringer, die ein Stockwerk weiter oben wohnt, neben Thomas, diesem Kiffer. Nicht mal der war zu Hause – dabei wäre ein kräftiger Joint genau das Richtige gewesen. Verdammt, was treiben die Leute nur an einem gewöhnlichen Montagabend? Und dann ist – zum zweiten Mal an diesem Abend – Fernandos Glaube an den weiblichen Teil der Menschheit schwer erschüttert worden. Ausgerechnet Jule, Moral und Korrektheit in Person, steigt nächtens angetrunken mit einem verheirateten Mann, der obendrein noch ein Kollege ist, aus einem Taxi und kichert sich die Treppe hinauf! Ungeheuerlich. Was blieb ihm da



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