Blutteufel by Michael Koglin

Blutteufel by Michael Koglin

Autor:Michael Koglin
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2013-08-11T22:00:00+00:00


18

»Der große Häuptling hat gestern eine Squaw umgelegt«, flüsterte Lena und deutete mit dem Daumen zum Flur. »Professor Immelmann ist echt gut drauf.«

»Und du hast hier einen Freifahrtschein, was?«, fragte Mangold.

»Einer muss ja die Arbeit machen«, sagte sie und streckte ihm neckisch die Zunge aus.

Sie begleitete ihn durch den Hauptflur der Gerichtsmedizin. Durch die Scheiben sah Mangold das Treiben auf dem Gelände der Universitätsklinik. Zwei Pfleger rauchten vor dem Eingang zur Notaufnahme mit einem Patienten eine Zigarette, ein Taxi fuhr im Schritttempo die kurvenreiche Straße entlang. Die Pathologie lag ein wenig abseits des Krankenhausdorfes, das aus zahlreichen Abteilungen, Spezialkliniken und einem Gewusel kleiner Straßen bestand.

Mangold brummte der Kopf. Er musste Sienhaupt dringend das bisher zusammengetragene Ermittlungsmaterial übergeben und herausfinden, auf welche Weise er den Namen der im Fleet gefundenen Toten herausgefunden hatte.

Er bezweifelte, dass Sienhaupt Hensen seine Geheimnisse anvertrauen würde. Am besten würde er Weitz darum bitten. Schließlich hatte Sienhaupt sich ausgerechnet seinen rüpelhaften Assistenten als Partner auserkoren. Er schien mit ihm ernsthaft das zu üben, was man im Allgemeinen unter Freundschaft verstand.

Professor Immelmann saß hinter einem wuchtigen Schreibtisch und war dabei, eine Seite aus einem Bericht herauszureißen. Er sah mürrisch auf und begann, aus dem Stück Papier einen Flieger zu falten.

»Mangold, siehe da! Sind Sie auch von lauter Nieten umgeben?«

»Nee, aber sagen Sie’s denen nicht weiter.«

»Meine Leute kommen von der Uni, die können Sie allesamt in der Pfeife rauchen. Es ist schrecklich.«

»Aber Sie unterrichten doch selbst dort«, meinte Mangold.

»Leider erst nach dem Grundstudium. Hätte ich die früher in der Mache, dann …« Er ballte eine Faust und tat so, als würde er etwas darin zerquetschen.

»Ja?«

»… würde ich einigen die Finger brechen. Pro Fehler ein Finger. Scheiße«, sagte er und stieß den Bericht von sich weg. »Das können wir noch mal neu machen.«

»Etwas übersehen?«

»Verunreinigte Proben, versauen alles.«

Immelmann stellte in seinem Büro eine Furcht einflößende Sammlung von Präparaten zur Schau, einsortiert in altertümliche Holzschränke. Neben missgebildeten Föten, die in Alkohollösungen aufbewahrt wurden, standen da Reptilien mit zwei Köpfen oder einzelne menschliche Hirne sowie Gliedmaßen und Organe.

»Dolle Regale, was? Hab ich aus dem alten medizinischen Institut gerettet.«

»Beeindruckend«, sagte Mangold.

Erst jetzt bemerkte er, dass Lena immer noch hinter ihm stand.

»Sie kennen Fräulein Lamar?«

»Ähh, ja. Meine Nachbarin.«

»Da dürfte Ihr Beruf wohl durch die Wände abgefärbt haben. Tüchtiges Mädchen!«

Mangold registrierte das Strahlen, das über Lenas Gesicht huschte.

Auch Immelmann sah sie einen Augenblick an und sagte dann:

»Schade nur, dass sie anscheinend zu blöd für ein Medizinstudium ist.«

»Ich geh dann mal die verschrumpelte Prostata ins Labor bringen«, erwiderte Lena. Sie drehte sich um und schloss geräuschvoll die Tür hinter sich.

»Verschrumpelt macht nichts«, rief ihr Immelmann nach. »Übel wird’s, wenn die Dinger groß wie Straußeneier sind.«

Dann murmelte er: »Na, vielleicht wird ja doch noch was draus.«

»Sie wollten mir noch etwas mitteilen?«, fragte Mangold.

»Ach ja, Mangold, Sie sind ja auch noch da. Sagt Ihnen Cortisol etwas?«

Mangold verneinte.

»Kurz gesagt ein Hormon, ein Steroidhormon, das Power verleiht. Also eigentlich fährt es das Immunsystem zurück, und auch die Entzündungsanfälligkeit. Das Zeug braut sich die Nebenniere zusammen. Na, wirkt ein bisschen so wie Adrenalin.



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