Blutportale by Heitz Markus

Blutportale by Heitz Markus

Autor:Heitz, Markus [Heitz, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy, Werwölfe, Fiction, Fechten
ISBN: 9783426663394
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 2007-12-31T23:00:00+00:00


11. November Russland, südöstlicher Baikalsee

Sie saßen dichtgedrängt im Kommandostand des Schnellbootes, das sie mit Hilfe des Taxifahrers gechartert hatten. Die Arnos schoss über den Baikalsee und hielt auf die Stelle südlich des Selenga-Deltas zu, wo sich das Kloster befand, nach dem die drei suchten. Ihr Kapitän hieß Herrmann Becker und war deutschstämmig, ohne jedoch ein Wort Deutsch sprechen zu können. Kyrillische Tätowierungen auf den Unterarmen und eindeutige Darstellungen von Kalaschnikows ließen die Vermutung zu, dass er in der Armee gewesen war. Er trug beim Lächeln gern seine zwei goldenen Schneidezähne zur Schau; seine Kleidung, vor allem der Mantel, hatte schon einige Jahre auf dem Buckel. Gegen die Zahlung von zweihundert Euro und der Aussicht auf zweihundert weitere hatte er sich sofort in ihre Dienste gestellt.

Ihr Taxifahrer war nicht Eugen gewesen. Die Zentrale hatte ihn nicht erreichen können, und die drei Fahrgäste glaubten zu wissen, was ihm zugestoßen war. Natürlich gab es immer noch die Chance, dass er verschlafen oder einfach nur keine Lust auf eine neuerliche Begegnung mit der frechen Französin hatte; noch war nicht bewiesen, dass Wills Vision stimmte. Aber die Beklemmung ließ sich nicht so einfach abschütteln.

Über dem See schwebte ein zarter Nebelflaum. Die hochstehende Sonne hatte den dichten Dunst des Morgens zum Verschwinden gebracht. Sie näherten sich dem südlichen Ufer unterhalb des Selenga-Deltas, ihrem ersten Ziel.

»Wir gehen da drüben an Land«, verkündete Will und deutete auf die Anlegestelle. Er kniff die Augen zusammen, weil er einen Bus entdeckt hatte, der dort wartete. »Von da fahren wir nach Posolsk. Ich hoffe mal, der fährt dorthin.«

»Das tut er bestimmt.« Saskia deutete nach Steuerbord, wo sich ein schwerfälliger Kahn mit reichlich Tiefgang näherte. An Deck standen ein paar dick eingepackte, vermummte Gestalten, im Innenraum befanden sich zahlreiche Menschen, die gerade im Begriff waren, aufzustehen, und hinter den Deckfenstern waren Autodächer zu erkennen. »Wir sind vor ihnen da. Und ich wette, dass ein paar von den Passagieren nach Posolsk wollen.«

»Posolsk?«, sagte Herrmann und zeigte auf den Bus. »Da!«

»Tres bien«, murmelte Justine und lächelte. »Dann stehen wir ja gleich vor unserem ersten Artefakt.« Sie langte neben sich und nahm die braune Pelzmütze von der Bank. Sie hatte sie vor dem Hotel gekauft, und mit der Mütze auf dem Kopf sah sie noch mehr wie ein Model aus. Will schwieg und wollte ihren Optimismus nicht laut in Zweifel ziehen. Er starrte nach vorn, auf die Landungsstelle. Aber sosehr er sich auch auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren wollte, immer wieder schweiften seine Gedanken ab - und zu dem Portier in ihrem Hotel, dessen Tod er vorhergesehen hatte.

Saskia sah ihn besorgt an. »Ist was?«

»Nein«, antwortete er rasch und biss sich auf die Lippe. Es klang dermaßen nach einer Lüge, dass er seufzend die Wahrheit hinterherschob. »Doch. Die Schicksale von Eugen und dem Rezeptionisten. Bei Eugen habe ich nichts unternommen, weil ich noch die Hoffnung hatte, nicht die Wahrheit zu sehen. Heute bin ich fest davon überzeugt. Die Frage, die sich damit stellt, ist: Habe ich die Pflicht, diese Dinge zu verhindern?«

Saskia atmete tief ein. »Ich weiß es nicht.



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