Blutland: Highway of Tears (German Edition) by Trojahn Simone

Autor:Trojahn, Simone [Trojahn, Simone]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2022-11-17T00:00:00+00:00

***

Als Billy aufwacht, ist er für einen Moment orientierungslos. Im Radio läuft ein Liebessong und es ist so dunkel, dass das Display die einzige Lichtquelle im Wageninneren darstellt. Er setzt sich auf und sieht den Mann neben sich an, der seinen Blick ausdruckslos erwidert. »Wo sind wir?« Da draußen gibt es nichts als dunklen Wald und die im schwachen Scheinwerferlicht vor ihnen liegende Straße ist nur ein Schotterweg.

»Wir machen eine Pause«, erklärt der Fahrer. Beim Klang seiner tonlosen Stimme bekommt Billy eine Gänsehaut. Am meisten Angst macht ihm allerdings die Tatsache, dass er Scotts Hände in der Dunkelheit nicht sehen kann.

»Soll ich dir was Gutes tun?«, fragt er verzweifelt, weil das seine einzige Chance zu sein scheint; Scotts Blick verheißt nichts Gutes.

»Das wirst du«, sagt der und verzieht das Gesicht zu einem gekünstelten Grinsen.

Billy blickt sich um und fragt sich, ob es Sinn macht, aus dem Wagen zu springen. Der schwarze Wald scheint undurchdringlich und er hat keine Ahnung, wo er sich befindet. Plötzlich hat er statt eines Herzens einen Presslufthammer in der Brust, in seinem Kopf rauscht das Blut und seine Beinmuskeln zucken so, als wäre er bereits auf der Flucht. Schon sieht er sich die Beifahrertür aufreißen und in die Dunkelheit hetzen. Sein Körper macht eine halbe Rechtsdrehung, die Hand greift blind nach dem Rucksack zwischen seinen Füßen …

Da schnellt Scotts Arm aus der Dunkelheit hervor. Billy hat befürchtet, dass er etwas in der Hand hält. Jetzt erkennt er einen länglichen Gegenstand, bei dem es sich um einen Wagenheber oder irgendein anderes Werkzeug handeln könnte. Er versucht sich zu ducken. Die Hand, mit der er die Tür öffnen wollte, greift ins Leere. Er hat keine Gelegenheit mehr zu bemerken, dass der Türgriff an der Beifahrerseite fehlt, bevor etwas auf seinen Kopf kracht. Billy spürt die Erschütterung bis in die Zahnwurzeln. Vor seinem geistigen Auge zerbricht sein Schädel in zwei Teile, plötzlich ist er blind. In dem verzweifelten Versuch, sich vor etwas zu schützen, das er nicht sehen kann, reißt er die Hände hoch. Da geht der zweite markerschütternde Schlag auf ihn nieder. Billys Schreie sind leiser als sie ihm selbst vorkommen. Seine nutzlose Hand sucht noch immer nach einer Möglichkeit, die Tür zu öffnen, obwohl er längst weiß, dass er nicht entkommen wird.

Erst der dritte Schlag lässt seine Hände zur Ruhe kommen und macht die Schwärze perfekt.

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