Blutbahn: Palzkis sechster Fall (German Edition) by Schneider Harald

Blutbahn: Palzkis sechster Fall (German Edition) by Schneider Harald

Autor:Schneider, Harald [Schneider, Harald]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner Verlag
veröffentlicht: 2012-02-12T23:00:00+00:00


10

Dem Täter auf der Spur

Jutta sah ihn als Erste. So wie sie reagierte, konnte das nicht gespielt sein. Direkt hinter meinem Wagen parkte Doktor Metzgers Mobilklinik.

Wir schauten uns gegenseitig an und überlegten wortlos, ob wir Metzger einen Besuch abstatten sollten, doch er kam uns zuvor.

Sein schmutziggrauer Kittel wehte im Wind, als er aus der Beifahrerseite ausstieg.

»Tag, Herr Palzki. Tag, Kollegen«, begrüßte er uns. »Schönes Wetter heute, oder?«

»Und Sie, Herr Metzger? Warten Sie wieder auf Freddie?«

Der Notarzt reagierte mit einer grobmotorischen Armbewegung.

»Ach was, dieser Kerl ist untergetaucht. Der wird schon sehen, was er davon hat.«

Mir fielen fast die Augen aus dem Schädel.

»Warum sind Sie dann hier?«

»Kurt.« Mehr sagte er nicht.

»Ist Kurt auch einer Ihrer Patien – äh, Kunden?«

Metzger nickte grinsend. »Eigentlich wäre er noch nicht an der Reihe. Aber nachdem Freddie einfach abgehauen ist –«

»Haben Sie das der Polizei gemeldet? Der Typ muss doch gesucht werden!«

»Um Himmels willen, Herr Palzki. Wollen Sie in der Bevölkerung eine Panik heraufbeschwören? Der Anstaltsdirektor hat für solche Fälle extra einen Notfallplan erstellt.«

Jutta mischte sich ein. Es war das erste Mal, dass sie eine Metzgergeschichte live hörte. Bisher kannte sie alles nur vom Hörensagen und glaubte uns nur einen Bruchteil von dem, was wir ihr erzählten.

»Können Sie mir sagen, wie dieser Notfallplan ohne Polizei funktionieren soll?«, fragte sie den Doktor.

»Eigentlich ist er streng geheim, Frau Wagner. Aber weil Sie es sind: Abwiegeln, verharmlosen, abstreiten und nur das zugeben, was einwandfrei bewiesen ist. Das funktioniert in der Politik genauso wie in der freien Wirtschaft.«

»Wie bitte? Sie lassen die Bevölkerung im Unklaren darüber, dass ein Schwerverbrecher ausgebrochen ist?«

»Aber Frau Wagner, er ist überhaupt nicht ausgebrochen. Er hat nur seine Ausgehzeiten etwas verlängert. Sie müssen aber zugeben, dass Sie und Ihre Kollegen mit dem immensen Polizeieinsatz am Mannheimer Rangierbahnhof nicht ganz unschuldig daran sind.«

»Komm, Jutta, lass das.« Ich unterbrach die Diskussion und wollte das Thema vorläufig beenden. »Darüber reden wir nachher im Büro.«

Ich zog meinen Autoschlüssel aus der Hosentasche und ging zu meinem Wagen.

»Das würde ich an Ihrer Stelle sein lassen, Herr Palzki.«

Ich drehte mich zu Metzger um. »Wollen Sie meinen Führerschein kontrollieren?«

»Ach was, dass Sie nicht richtig Auto fahren können, hat mir schon Ihr Freund, der Student erzählt.«

»Dietmar Becker ist nicht mein Freund.«

»Trotzdem, wenn Sie weiterleben wollen, steigen Sie besser nicht in Ihren Wagen.«

Ich war kurz davor, wie das HB-Männchen in die Luft zu gehen.

»Da hängt eine Bombe drunter«, ergänzte Metzger.

Zu dritt gafften wir den Notarzt an.

»Ja, so ist es halt, wenn man Polizist ist. Man lebt gefährlich. Vor einer guten Stunde kam da so ein Kerl daher, blickte sich nach allen Seiten um und beugte sich unter Ihren Wagen. Da bin ich neugierig geworden und habe genauer hingeschaut. Der Kerl hat so einen kleinen Kasten, muss wohl magnetisch sein, unterm Auto befestigt.«

Gerhard hatte sich bereits gebückt.

»Stimmt, da hängt etwas. Wir sollten besser auf die Seite gehen. Herr Metzger, können Sie uns eine Personenbeschreibung geben?«

Der Doktor hatte, einer Angewohnheit folgend, eine überreife und fast lebende Banane aus seinem Kittel gezogen und begonnen, diese zu schälen.

»So ein junges Kerlchen halt.



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