Blut will Blut by Kussmaul Andre

Autor:Kussmaul, Andre [Kussmaul, Andre]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: amazon, anAndyL, anMehmet, Thriller
ISBN: 9783492982733
Google: hUOFDQAAQBAJ
Herausgeber: Piper Fahrenheit
veröffentlicht: 2016-11-30T23:00:00+00:00

Kapitel 28

Das Tagungswochenende! Konnte es sein, dass Deinhardt ihr nach Plau am See gefolgt war? Was, wenn das gar nicht Kuon, sondern Deinhardt gewesen war, der da im Tiergarten im Schnee gelegen hatte? Was, wenn er hinter allem steckte? Aber wieso? Aus Rache, weil sie ihn angezeigt hatte? Aber woher wusste er von Kuon, woher wusste er von ihrer schrecklichen Vergangenheit? Hannah war klar, dass ein Stalker in seiner Obsession zu allem in der Lage war. Warum sich nicht auch dazu, sich Informationen aus der Vergangenheit beschaffen? Immerhin gab es über ihre Geschichte ein paar Zeitungsartikel. War das dennoch nicht völlig aus der Luft gegriffen? Die Gedanken in ihrem Kopf spielten verrückt. Sie konnte sich nicht darauf konzentrieren, was sie einkaufen wollte. Die gekritzelte Einkaufsliste auf dem gelben Post-it verschwamm vor ihren Augen. Wie fremdgesteuert rollte sie den Einkaufswagen durch den Supermarkt. Dabei stieß sie beinahe mit einem anderen Wagen zusammen, als sie ihren um das Regal mit den Aktionsartikeln herumschob.

»Können Sie nicht aufpassen?«, stieß die andere Person hervor. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann wurde ihre Stimme plötzlich freundlich. »Hannah!«, rief sie.

Hannah schaute kurz konfus, dann erkannte sie die Frau, die um den Wagen herumlief und ihr einen Kuss links und rechts auf die Wange hauchte. Es war Silke, Marcs Frau.

»Was machst du denn hier?«, fragte Hannah verwundert. »Das ist doch eigentlich gar nicht deine Gegend.« Ihr war es gar nicht recht, Silke zu begegnen. Sie wusste sicherlich schon von ihrem Rausschmiss aus dem Institut. Sie bemühte sich zu lächeln.

»Der neue Job ist in Charlottenburg und der Supermarkt hier auf dem Weg von der Arbeit nachhause.« Silkes Gesichtsausdruck wechselte schlagartig von freundlich zu mitleidig. »Marc hat mir von der Sache erzählt. Das tut mir alles sehr leid.«

»Ja, das ist nicht schön, aber ich komme darüber hinweg. Du weißt ja, ich bin ein optimistischer Mensch.«

»Ja, das bist du!«, erwiderte Silke und lächelte wieder.

Hannah versuchte das Gespräch auf etwas anderes zu lenken. »Wie hat dir denn Paris gefallen?«

»Paris – wie kommst du darauf?« Silke schaute fragend.

Marc hatte ihr doch von dem Kurztrip mit der Familie nach Paris erzählt. Hannah war verwundert, ließ es sich aber nicht anmerken. »Ach so, ich dachte, Marc hätte da etwas erwähnt. Aber das muss wohl jemand anders gewesen sein.« In ihrem Kopf begann es zu arbeiten.

»Wahrscheinlich hat er dir von unseren Urlaubsplänen für dieses Jahr erzählt. Aber es sind bisher nur Pläne, Probezeit und Urlaubssperre. Du verstehst?« Es klang etwas gekünstelt. Wahrscheinlich zählte sie in dem Moment eins und eins zusammen und deutete Hannahs Frage nach Paris als ein Symptom ihres desolaten psychischen Zustandes – oder was auch immer Marc seiner Frau über sie erzählt hatte. Warum log Marc? Hatte er vielleicht eine Geliebte, von der seine Frau nichts wissen durfte oder ein anderes Geheimnis? Was wusste sie eigentlich über ihren guten Freund und Kollegen? Im Grunde doch nichts.

»Können Sie bitte mal zur Seite gehen?«, riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken. Ein älterer Herr stand vor ihr und wollte an das Regal heran.

»Ja, natürlich«, sagte sie etwas verwirrt und schob den Wagen ein Stück beiseite.

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