Blue Skies by T.C. Boyle

Autor:T.C. Boyle
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: 21. Jahrhundert, Apokalypse, Flammen, Florida, Gesellschaft, Haustier, Heuschrecken, Kalifornien, Klimawandel, Natur, ökologisch, Realismus, Tigerpython, Überschwemmung, Umwelt, Umweltkatastrophe, US-amerikanisch, Waldbrand
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2023-10-15T00:00:00+00:00

AM NÄCHSTEN Morgen fühlte sie sich beschissen. Todd hatte auf dem Sofa geschlafen, was er in letzter Zeit immer öfter tat, weil er, wie er sagte, nicht mitten in der Nacht von den Mädchen geweckt werden wollte. »Ich muss durchschlafen, sonst bin ich am nächsten Tag zu nichts zu gebrauchen, das weißt du ja«, sagte er, und sie sagte: »Und ich?«, und er sagte: »Du bist die Mutter«, als wäre die Sache damit erledigt — Argument, Gegenargument, Ende der Diskussion. Er sagte auch — und hatte es gestern für alle Anwesenden wiederholt —, er könne sich nicht für das Konzept von Windeln begeistern, oder, anders ausgedrückt, für Babyscheiße. »Das ist evolutionär bedingt«, sagte er. »Männern macht es nichts aus, Tiere zu töten, sie auszunehmen, ihnen die Haut abzuziehen oder die Schuppen abzukratzen — einem Fisch, Hirsch oder Wildschwein —, und wir haben auch kein Problem mit Würmern, Schleim, Kakerlaken, Pisse, Kotze und dem ganzen Rest, aber irgendwo muss eine Grenze sein. Und es ist erwiesen«, sagte er und blickte in die Runde, »dass Frauen sich über Babyscheiße tatsächlich freuen, stimmt’s, Schatz?« Er grinste sein breites Markenbotschaftergrinsen.

Es war ein Witz. Oder sollte jedenfalls einer sein.

»Ich weiß nicht«, sagte sie, »aber da Darwin gerade nicht da ist, um diese Behauptung zu bestätigen, schlage ich ein Experiment vor: Du wechselst den Mädchen eine Woche lang zehnmal am Tag die Windeln und findest raus, wie aufregend das ist.«

Er gab keine Antwort, sondern wandte sich an R. J. und Stoneman. »Hat einer von euch einen Hund?«

R. J. schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Schlangen und Hunde vertragen sich nicht.«

»Da gibt’s nämlich was, das ich nicht verstehe: Irgendwelche Hunde schmeißen unsere Mülltonne um und schnappen sich die Windeln. Die können dieser nach Muttermilch schmeckenden Scheiße einfach nicht widerstehen. Vielleicht sind’s auch Waschbären, ich weiß es nicht, aber irgendwelche Viecher sind richtig scharf darauf.«

»Wie schön, dass wir das jetzt auch wissen«, sagte Daria.

»Immer zu Diensten.« Todd, der schon ziemlich einen sitzen hatte, prostete ihr zu.

Es war Cat peinlich, doch sie versuchte es zu verbergen. Er bemühte sich, knapp unterhalb der Schwelle zum Anstößigen zu bleiben, und klopfte diese flotten Sprüche, um mit den Gefühlen zurechtzukommen, die dieser Umbruch in ihrem gemeinsamen Leben — Elternschaft, Vaterschaft, Babys — mit sich brachte, und auch das konnte sie ihm nachsehen, bis auf die Tatsache, dass sie in seinen Überlegungen gar keine Rolle spielte. Auch sie war eigentlich noch nicht bereit gewesen, doch als sie schwanger geworden war, hatte ihre Entscheidung festgestanden. Tag und Nacht hatte er sie zu einer Abtreibung gedrängt, doch sie hatte sich gewehrt (Du hast gesagt, du willst Kinder), und er hatte mit dem Satz gekontert, der dann zu seinem ständig wiederholten Standardsatz geworden war (Ja, klar, in zehn Jahren vielleicht), aber hier waren sie nun und saßen mit ihren neuen Florida-Freunden am Tisch, und die Babys waren nicht mehr eine theoretische Möglichkeit, sondern der lebendige Beweis dafür, dass die Biologie zwischen ihnen funktionierte und sich nicht aufhalten ließ. Was glaubst du eigentlich, woher all diese Menschen auf dem Planeten kommen?, hatte sie ihn gefragt, und er hatte gesagt: Keine Ahnung.

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