Blitz sucht seinen Vater by Farley Walter

Blitz sucht seinen Vater by Farley Walter

Autor:Farley, Walter [Farley, Walter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-27T04:00:00+00:00


ZWÖLFTES KAPITEL

Abd al Rahmans Plan

Das große Haus glich mit seinem Luxus einem Märchenpalast. Alec fühlte sich davon förmlich benommen. Die Ausstattung mit prächtigen Teppichen und Diwans entsprach arabischem Geschmack, aber das Mobiliar stammte aus England. Diese Mischung von Osten und Westen war überall zu bemerken, auch beim Mittagessen, das serviert wurde, nachdem Alec und Henry ihre Zimmer bezogen und sich durch ein Bad erfrischt hatten.

Nach dem Essen bat der Scheich sie, jetzt auszuruhen, und ließ sie allein. Sie gingen in ihre Zimmer, und Henry legte sich nieder.

»Was hältst du von der seltsamen Geschichte, die der Scheich uns aufgetischt hat?« fragte er sogleich.

Alec saß am offenen Fenster und sah auf die Gärten hinaus. »Ich glaube, daß sie zur Hauptsache stimmt. Warum sollte er uns belügen?«

»Warum hat er dann El Dorado als Vater der Jährlinge eintragen lassen? Er hätte doch einfach Ziyadah nennen können, wenn er ihn wirklich für den Vater hält?«

Alec zuckte die Achseln. »Frage ihn selbst! Vielleicht rückt er mit der Sprache heraus!«

»Vielleicht.« Henry nickte. »Na, jetzt will ich schlafen. Der Marsch hat mich müde gemacht. Das reiche Essen auch.«

Ein paar Stunden später klopfte es, und ein kleiner Mann, fast ein Zwerg, trat ein. Er berührte Stirn und Brust, ehe er sagte: »Mein Herr läßt Sie bitten, mir zu folgen, wenn es Ihnen recht ist.« Er sprach mit arabischem Akzent und war seinem Äußeren nach zweifellos ein Araber, obgleich er dieselbe Livree trug wie die englischen Diener, die bei Tisch aufgewartet hatten. Seine Augen waren gelb wie Katzenaugen, und er sah böse drein, obwohl er lächelte und sich demütig verbeugte. Er wirkte verschlagen und in dieser Umgebung irgendwie fehl am Platze. Er lächelte wieder und wartete geduldig.

Henry erhob sich. »Jetzt werden wir wohl erfahren, was der Scheich mit uns vorhat«, sagte er zu Alec. »Komm, wir gehen.« Der kleine Mann ging lautlos und geschwind vor ihnen her. Er führte sie durch einen langen Korridor und dann eine Treppe hinab in eine große, gemütlich eingerichtete Bibliothek. Dort blieb er vor einer geschlossenen Tür stehen, pochte leise an, öffnete die Tür und trat dann beiseite mit einer Gebärde, die sie aufforderte, einzutreten. Ein kleiner schlichter Raum empfing sie, der mehr einer Mönchszelle als einem Wohnzimmer glich. Abd al Rahman saß in einem hochlehnigen Stuhl vor einem großen Schreibtisch. Das einzige Fenster war verhüllt. Nur eine Schreibtischlampe erhellte den Raum.

Der Scheich erhob sich. »Nochmals willkommen in meinem Haus!« sagte er lächelnd. »Hier würde ich wohnen, wenn ich nicht auf meine schöne Frau Rücksicht nehmen müßte.« Obwohl er ohne Betonung sprach, schien er ernst zu meinen, was er sagte. Er hatte seinen englischen Reitanzug abgelegt und trug jetzt das Gewand der Wüstenbeduinen, die engen Kamelhaarhosen und den mantelartigen Burnus aus naturfarbig weißem Wollstoff.

»Ich hoffe, daß Homsi, der Diener, der Sie holte, höflich gewesen ist«, fuhr er fort. »Häufig läßt er es daran fehlen, weil er damit seinen zwerghaften Wuchs auszugleichen meint. Tabari mag ihn deshalb nicht leiden.« Er lächelte wieder. »Sein Körper ist klein, aber sein Herz ist groß. Wir sind zusammen aufgewachsen; er hat mich zugleich bedient und beschützt.



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