Blindes Vertrauen by Brown Sandra
Autor:Brown Sandra [Sandra, Brown]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2012-10-07T22:00:00+00:00
Er ging rasch über den Korridor in sein eigenes Schlafzimmer hinüber und nickte den Secret-Service-Agenten, die ihm eine gute Nacht wünschten, flüchtig zu. Obwohl er diese Runde gegen Vanessa gewonnen hatte – sein Sieg war nicht mal knapp gewesen –, war er jetzt wütend. Er wußte immer noch nicht, was er ihretwegen unternehmen sollte.
Der Teufel sollte diese Krankenschwester holen!
Seine Bettdecke war zurückgeschlagen. Die Nachttischlampe verbreitete behagliches Licht. Der Raum wirkte intim und einladend. David überlegte, ob er eine seiner Freundinnen anrufen sollte: eine bekannte Kolumnistin, die für mehrere große Zeitungen schrieb. In ihren Artikeln forderte sie die Rechte der Frauen ein, aber ihre Begabung als Schwanzlutscherin war legendär. Es törnte sie an, ins Weiße Haus eingeschmuggelt zu werden, und sie belohnte ihn für dieses spannende Erlebnis meistens gut. Aber Vanessas Gejammer hatte seine Begierde erlöschen lassen, was ihm noch mehr Berechtigung gab, aufgebracht zu sein.
Er goß sich ein Glas Tafelwasser ein, tat einen Spritzer Whiskey dazu und nahm das Glas ins Bad mit. Dort putzte er sich die Zähne, spülte nach und spuckte ins Waschbecken aus. Während er nach dem mit Whiskey versetzten Wasser griff, nahm er im Spiegel eine Bewegung hinter sich wahr.
Als er sich herumwarf, rutschte ihm das Glas aus der Hand und zerschellte auf dem Fußboden. Er griff sich ans Herz und sackte rückwärts gegen das Waschbecken.
»Du siehst aus, als hättest du eben ein Gespenst gesehen.«
»Himmel.« David sank auf die Toilette. Er zitterte am ganzen Leib. »Ich dachte, du wärst tot.«
Spencer Martin lehnte nonchalant am Türrahmen. Trotz seiner Lässigkeit sah er ziemlich mitgenommen aus. Seine Kleidung, die anscheinend aus dem Kaufhaus stammte, war offenbar neu, aber er war unrasiert und schien seit Wochen nicht mehr geduscht oder sich die Haare gewaschen zu haben.
Sobald David sich von seinem ersten Schock erholt hatte, sagte er: »Wo zum Teufel hast du gesteckt, Spence? Du siehst wie Scheiße aus. Du riechst auch danach.«
»Bevor ich ausbrechen konnte, habe ich tagelang in meinem eigenen Dreck gelegen.«
»Woraus bist du ausgebrochen?«
»Ich glaube, die Pioniere hatten dafür den drolligen Namen Rübenkeller. In Wirklichkeit nur ein Erdloch – in diesem Fall unter der Scheune unseres gemeinsamen Freundes Gray Bondurant.« Spencer feixte. »Kannst du dir das vorstellen? Dieses blöde Schwein hat auf mich geschossen!«
David hörte zu, während Spencer ihm das gemeinsame Frühstück unter Freunden schilderte. »Er hat zugegeben, daß Barrie Travis bei ihm war, aber anscheinend hat er mir von Anfang an nicht getraut. Er hat schneller geschossen als ich.« Er kniff seine Lippen zusammen. »Er wird es noch bereuen, daß er die Gelegenheit nicht genutzt und mich umgelegt hat. In seiner pfadfinderhaften Art hat er mich absichtlich nur verwundet.«
»Was ist dann passiert?«
»Er hat meine Schulterwunde verbunden, mich nackt ausgezogen, wie ein Paket verschnürt und in den Keller geschafft. Meine Hände waren gefesselt, aber ich konnte Essen und Wasser mit dem Mund erreichen. Bei sparsamer Rationierung mußte beides für einige Wochen reichen. Bevor er die Falltür zugeknallt hat, hat er mich daran erinnert, daß ich bei der Überlebensausbildung immer der Beste war. ›Dann überleb mal schön, du Dreckskerl‹, hat er gesagt.
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