Blinde Wut by Mina Denise

Blinde Wut by Mina Denise

Autor:Mina, Denise [Mina, Denise]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2013-11-28T23:00:00+00:00


Morrow blieb am Tor stehen und atmete tief durch. Der Garten war wunderschön. Das Grundstück vor dem Haus war ein Meer aus gerechtem weißem Kies, mit einem Gehweg aus darin eingelassenen einzelnen Steinplatten, die bis zur Haustür führten.

Die Pflanzen am Wegesrand lächelten bunt, rosa und blau, und hingen über den wässrig weißen Marmorkies. Ein hoher Zaun schützte vor den Blicken der Nachbarn, ebenso ein Spalier mit orangefarbenen Blumen.

Leonard hatte Mrs Thalaines Haus in ihrem Bericht als »die alten Stallungen von Glenarvon« identifiziert. Bei genauerem Hinsehen konnte Morrow den Weg zum ehemaligen Haupthaus teilweise noch erkennen, ein Streifen ausgetretener Erde oben auf der Anhöhe hinter dem Cottage.

Aber das Gebäude hatte nichts mehr von einem Stall, es wirkte eher wie ein brandneues, weiß verputztes Haus, das einer pittoresken Zeichnung von einem Stallgebäude nachempfunden war. Sie öffnete das Tor und hielt es Leonard auf, die bereits hier gewesen war, und deshalb fand Morrow, es sei angebracht, sie auch jetzt wieder mitzunehmen, damit Mrs Thalaine wusste, mit wem sie es zu tun hatte, und sie gleich zur Sache kommen konnten.

Morrow klingelte.

Nach einer kurzen Pause öffnete eine schlanke, adrett gekleidete Frau. Ihr graues Haar war mit blonden Strähnen durchsetzt; sie trug eine beigefarbene, schmal geschnittene Hose und einen dazu passenden steingrauen Pullover, hatte sich ein blaues Seidentuch locker um den Hals gebunden und die Enden in den runden Ausschnitt gesteckt. Sie sah die beiden Beamtinnen über den Rand ihrer Lesebrille an und erkannte Tamsin Leonard wieder.

»Ach, Sie sind’s, hallo!«

Sie konnten tatsächlich gleich zur Sache kommen. Leonard hatte bereits angekündigt, dass sie wiederkommen und die aufgeregte Mrs Thalaine darüber aufklären würde, ob tatsächlich ein Mörder sein Unwesen im Dorf trieb und sie und ihr Mann sich vielleicht lieber in Sicherheit bringen sollten. Sie war sehr darauf bedacht, diese Frage zu klären, und bot weder Tee noch Kaffee und schon gar kein Gebäck an, sondern platzierte die beiden im Wohnzimmer und befragte sie über den Fortgang der Ermittlungen.

»Dann haben Sie noch niemanden gefasst?«

»Nein«, sagte Morrow bestimmt. »Wir sind aber ziemlich sicher, dass persönliche Motive den Ausschlag für die Tat gegeben haben und darüber hinaus keine Gefahr besteht.«

»Das heißt, es betrifft mich nicht?«

»Nein.«

»Gut.« Sie wirkte erleichtert, bis ihr einfiel: »Aber was wollen Sie dann noch hier?«

»Ich war auf der Suche nach Kay Murray.«

Ihre Augen verengten sich. »Kay?«

»Kennen Sie sie?«

»Allerdings. Sie ist mein Mädchen für alles.« Sie schmunzelte über die Formulierung.

Morrow verzichtete darauf, zurückzuschmunzeln. Sie sahen einander einen Augenblick lang an. Ein Vogel pickte an einem Futterknödel vor dem Fenster, tack-tack.

»Kannten Sie Sarah?«

Mrs Thalaine gefiel das nicht. Sie schien zu merken, dass Morrow eine andere Sorte Polizistin war, keine von den netten. Tack-tack-tack.

»Sarah ist hier aufgewachsen. Natürlich ging sie irgendwann aufs Internat, und hier bleibt meist jeder für sich, aber sie ist in der Nachbarschaft aufgewachsen.«

»Was für eine Person war sie?«

»Sie war Einzelkind. Schüchtern, als sie noch klein war. Hat sich von den anderen Kindern ferngehalten …«

»Hat sie sich ferngehalten oder wurde sie ferngehalten?«

»Na ja, meine Kinder wurden bei ihr zu Geburtstagspartys eingeladen, aber wir hatten immer das Gefühl, dass sie dort eigentlich nicht willkommen waren: Sie sollten nur für Masse sorgen.



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