Blinde Seele by Norman Hilary

Blinde Seele by Norman Hilary

Autor:Norman, Hilary [Norman, Hilary]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838724447
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
veröffentlicht: 2013-04-21T16:00:00+00:00


79.

Mildreds Operation war verschoben worden.

Dr. Merriam war zu ihnen gekommen und hatte ihnen mitgeteilt, Dr. Adams sei ins Miami General gerufen worden, um eine Augennotoperation bei einem Unfallpatienten vorzunehmen. »Tut mir leid, Mrs. Becket. Ich weiß, dass Sie das endlich hinter sich bringen wollen«, entschuldigte sich Merriam.

»Lässt sich nicht ändern«, sagte Mildred.

Sie hätte gern ihr Mitgefühl mit der armen Seele bekundet, die den Unfall erlitten hatte und die vielleicht ihr Augenlicht verlor, aber bei der Vorstellung, dass sie noch länger warten musste, fiel ihr das Sprechen schwer.

»Wie lange?«, fragte David.

Er hatte Verständnis für Notfälle, aber Mildred hatte Adams vom ersten Tag an nicht leiden können, und es gab schließlich noch andere hervorragende Augenärzte in Miami. Er überlegte, die ganze Sache abzublasen und Mildred nach Hause zu bringen.

»Das lässt sich nur schwer genau sagen, Dr. Becket«, antwortete Scott Merriam. »Hoffentlich nicht länger als ein paar Stunden, aber in solchen Fällen kann man das nie genau sagen.«

David schaute seine Frau an.

»Nein, David.« Mildred hatte ihre Stimme wiedergefunden.

Er lächelte.

»Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?«, fragte Dr. Merriam.

»Nur dass meine Frau meine Gedanken lesen kann«, sagte David. »Ich habe überlegt, sie zu fragen, ob sie den Termin lieber verschieben möchte.«

»Das würde ich nicht aushalten«, sagte Mildred tonlos. »Wir werden Dr. Adams’ weitaus hilfsbedürftigerem Patienten alles Gute wünschen und weiter warten.«

»Sie sind sehr verständnisvoll.« Merriam blickte David an. »Können wir Ihnen irgendetwas anbieten, Sir, während Sie warten?« Er sah noch einmal entschuldigend zu Mildred. »Für Sie leider nichts, aber wenn Dr. Becket gern einen Kaffee hätte …«

»Auch nichts für Dr. Becket«, sagte David. »Ich werde mit meiner Frau hier warten und etwas essen, sobald sie auch wieder essen darf.«

»Das ist doch albern«, sagte Mildred. »Wenn du Hunger hast.«

»Habe ich nicht.«

»Ich auch nicht«, seufzte Mildred, die ihre ganze Kraft darauf richtete, ja nicht in Tränen auszubrechen.



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