Blendung. Ein Kay-Scarpetta-Roman by Patricia Cornwell

Autor:Patricia Cornwell [Cornwell, Patricia]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783455812732
Herausgeber: Hoffmann und Campe
veröffentlicht: 2014-07-24T22:00:00+00:00

Ich wähle seine Nummer. »Wie geht es Ihnen, Henrik?«

»Ich kämpfe gerade um Fördergelder, die Hälfte meiner Leute liegt mit Grippe im Bett oder hat Urlaub, und sie haben uns gerade eine Riesenlieferung falscher HEPA-Filter geschickt. Sonst geht es mir blendend. Was kann ich für Sie tun, Kay?«

Ich erkläre ihm, wir hätten eine heikle Situation, was die DNA in den Fällen in Washington anginge, und außerdem einen offenbar damit zusammenhängenden Mordfall in Cambridge. Es könnte sein, dass der Hauptstadtmörder inzwischen in Massachusetts sein Unwesen treibt.

»Die Sache ist an verschiedenen Fronten streng geheim, und außerdem könnte es ein Problem auf Bundesebene geben«, füge ich in vielsagendem Ton hinzu.

»Ich habe in den Nachrichten gesehen, dass im MIT eine Leiche gefunden wurde«, erwidert Dr. Venter. »Weitere Einzelheiten wurden nicht berichtet. Hatte sie eine Tüte von einem Kosmetikladen über dem Kopf? Und war bedrucktes Klebeband im Spiel?«

»Keine Tüte, kein Klebeband, aber sie war in eine ungewöhnliche weiße Stoffbahn gewickelt, und ich gehe von einem Erstickungstod aus.«

»Wie interessant«, antwortet er. »Denn in unserem Fall hier, Julianne Goulet, glaube ich auch, dass sie erstickt wurde, allerdings nicht unbedingt mit der an ihrem Hals zugeklebten Plastiktüte. Die Autopsieergebnisse waren ziemlich verwirrend. Ich habe bläuliche Fasern in ihrer Luftröhre und ihrer Lunge gefunden. Ich frage mich, ob er ihr irgendeinen Stoff aufs Gesicht gedrückt hat.«

»Lycra.«

»Ja.«

»Als sie qualvoll nach Luft gerungen hat, hat sie die Fasern eingeatmet, und als sie an dem Stoff zerrte, sind die gleichen Fasern unter ihre Nägel geraten«, merke ich an.

»Genau. Meiner Ansicht nach wurden Tüte und verziertes Klebeband als eine Art Dekoration verwendet, als sie schon tot war. Genau wie der weiße Stoff und die Art, wie die Leiche drapiert wurde. Natürlich ist das nur meine persönliche Meinung.«

»Henri, ich würde mich freuen, wenn Sie unsere DNA-Analyse, nachdem sie fertig ist, mit Ihren ursprünglichen Untersuchungsergebnissen im Fall Goulet vergleichen könnten – nicht mit CODIS«, komme ich auf mein eigentliches Thema zu sprechen. »Oder vielleicht sollte ich es besser so ausdrücken, dass ich kein DNA-Profil, das wir erstellen, mit dem abgleichen möchte, was derzeit in CODIS ist.«

»Derzeit?«

»Ich stelle nicht die Zuverlässigkeit von CODIS an sich in Frage, nur in diesem einen Fall, den Ihr Institut bearbeitet hat. Julianne Goulet und das DNA-Profil, das Ihr Labor an dem Höschen sichergestellt hat, das sie trug. Ich frage mich, ob beim Einspeichern in CODIS ein Eingabefehler passiert sein könnte«, erkläre ich. Lucy starrt mich an.

»O mein Gott.« Er versteht, was ich andeuten möchte. »Das ist ziemlich beunruhigend.«

Das Rolltor ist ärgerlich laut, und ich sehe durch den sich öffnenden Spalt, dass sich ein Leichenwagen nähert, ein Cadillac mit einem Weihnachtskranz am Kühlergrill.

»Soweit mir bekannt ist, wurde besagtes DNA-Profil von dem Höschen einem Verdächtigen zugeordnet, einem Menschen, der seit siebzehn Jahren vermisst wird und von einigen seitdem für tot gehalten wird«, fahre ich fort, um ihm die unschöne Möglichkeit zu vermitteln, dass eine Manipulation stattgefunden haben könnte.

»Ich weiß nichts von einem Verdächtigen«, antwortet Dr. Venter.

»Das FBI hat einen.«

»Davon hat mir niemand etwas erzählt. Es wurde auch keine Akteneinsicht verlangt, und das wäre verpflichtend, wenn es eine Übereinstimmung mit CODIS gibt.

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