Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod by Andreas Winkelmann

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod by Andreas Winkelmann

Autor:Andreas Winkelmann
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-07-27T22:00:00+00:00


Montag, 1. März 2010

Um Punkt acht Uhr stand Frau Dr. Sternberg am Kopfende des Tisches im Besprechungsraum. Sie trug eine schwarze Stoffhose, eine violette Bluse unter einem schwarzen Blazer und eine Brille mit breitem Rahmen, durch den sich ein violetter Farbstreifen zog.

Zur Besprechung hatten sich Nele Karminter, Anou Rossberg, Eckert Glanz, Holger Sälzle sowie die Streifenpolizisten Arthur Alpert und Steffen Roth eingefunden. Außerdem war Kriminalrat Dag Hendrik anwesend, der sich nicht entgehen lassen wollte, was die OFA-Psychologin zu sagen hatte.

Jeder hatte einen dampfenden Becher Kaffee vor sich stehen, Nele zusätzlich noch eine Flasche Wasser, die sie aber schon längst geleert hatte. Schon nach dem Aufstehen hatte sie sich regelrecht ausgedörrt gefühlt.

Frau Dr. Sternberg räusperte sich.

»Meine Damen und Herren, mir ist klar, wie sehr Sie alle in dieser Sache unter Zeitdruck stehen. Deshalb habe ich mich auf Bitten von Kriminalrat Hendrik bereit erklärt, schon jetzt eine vorläufige Tatortanalyse vorzustellen. Anspruch auf Vollständigkeit erhebt sie durch die wenige Zeit, die mir zur Verfügung stand, nicht, ich hoffe aber trotzdem, Ihnen damit etwas an die Hand geben zu können, das Sie bei Ihren Ermittlungen unterstützt.

Bei allem, was Sie gleich hören werden, geht es nicht darum, Ihnen eine psychodiagnostische Beschreibung der Persönlichkeitsstruktur des Täters zu liefern. Das würde Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen ohnehin nicht helfen. Vielmehr geht es darum, aus der Tatortanalyse einige Persönlichkeitsmerkmale des Täters herzuleiten, die helfen können, den Täterkreis einzuengen. Hat dazu jemand Fragen?«

Sie ließ ihren Blick über die Runde schweifen.

Niemand hatte Fragen.

»Gut. Dann möchte ich zunächst die Fakten zusammenfassen.

Der Täter benutzt Wasserstoffperoxid. Die Haut und das Haar des Opfers werden blass oder weiß, es leidet unsagbare Schmerzen. Der Täter beginnt aber mit einer niedrigen Konzentration, das wissen wir seit gestern Abend, deswegen sterben die Opfer nicht sofort. Er quält sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen. Am Ende verwendet der Täter eine hoch konzentrierte Lösung, welche die Haut großflächig verätzt und tief ins Gewebe eindringt. Das Opfer stirbt aber schon vorher durch das Einatmen der Dämpfe. Ich habe diese bekannten Fakten für einen Abgleich in die ViClas-Datenbank eingegeben und folgendes Ergebnis erhalten: Es gibt keine weiteren, ähnlich gelagerten Fälle.

Andere Taten, bei denen Säuren eingesetzt wurden, hatten das Töten des Opfers oder das zuverlässige Vernichten von Spuren zum Ziel. Bei unserem Täter aber steht die Misshandlung des Opfers im Vordergrund. Das Töten scheint hierbei zweitrangig zu sein.«

Dr. Sternberg machte eine Pause, schlug etwas in ihren Unterlagen nach und sah dann wieder auf.

»Am Beginn einer Tatortanalyse steht immer eine Frage: Was hat der Täter getan, was er nicht hätte tun müssen, um das Opfer zu töten? Was hat also nichts mit der rein pragmatischen Ausführung des Mordes zu tun? Denn genau an dieser Stelle offenbaren sich die Bedürfnisse und Phantasien des Täters. Hier gibt er sich ein Stück weit zu erkennen.

Welche Rückschlüsse lässt diese sehr spezielle Vorgehensweise des Täters zu? Leider nur sehr eingeschränkte, weil wir keinerlei Vergleichsmöglichkeiten haben. Der Täter verändert das Opfer. Das Opfer wird sauber und gleichzeitig gebleicht. Sein Bedürfnis könnte eine saubere Frau mit sehr heller Haut sein.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.