Bleeding Edge by Thomas Pynchon

Autor:Thomas Pynchon [Pynchon, Thomas]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644039018
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-08-25T22:00:00+00:00

23

B

rooke und Avi kehren schließlich in die USA zurück und sehen aus, als hätten sie das Jahr in einem seltsamen Anti-Kibbuz verbracht, wo sie auf Bildschirme gestarrt, Sonneneinstrahlung vermieden und keine Mahlzeit ausgelassen haben, und darum schleppt Elaine ihre Tochter nach einem einzigen Blick auf deren Taille sogleich in das unweit gelegene Fitness-Studio Megareps und handelt eine Probemitgliedschaft aus, während Brooke an der Theke der Snackbar im Erdgeschoss steht und Muffins, Bagels und Smoothies auf eine Weise betrachtet, die starke innere Beteiligung verrät.

Maxine ist nicht so wild darauf, ihre Schwester zu sehen, denkt aber, sie sollte wenigstens mal vorbeischauen. Wie sich herausstellt, sind Elaine und Brooke gerade beim World Trade Center und nehmen das bislang unerforschte Shopping-Potenzial von Century 21 in Augenschein. Ernie ist angeblich im Lincoln Center, um sich einen gut besprochenen kirgisischen Film anzusehen, hat sich in Wirklichkeit aber ins Sony Multiplex geschlichen, wo The Fast and the Furious läuft, und so befindet Maxine sich für eineinhalb bezaubernde Stunden in Gesellschaft ihres Schwagers Avram Deschler, der den Auftrag hat, Elaines Zunge à la Polonaise zu bewachen, die schon den ganzen Tag vor sich hin schmort und die Wohnung mit einem anfangs faszinierenden und bald unwiderstehlichen Duft erfüllt. Unvermeidlich, dass die Besuche der FBI-Agenten erwähnt werden.

«Ich glaube, dabei geht’s bloß um meine Sicherheitsüberprüfung.»

«Deine …?»

«Hast du mal von einer Computerfirma namens hashslingerz gehört?»

Sie wirft einen prüfenden Blick auf ihre Schuhsohle. «Am Rande.»

«Die kriegen eine Menge Bundesaufträge, NSA und so weiter, und haben mir einen Job angeboten. Übernächste Woche fange ich an.» Er erwartet mindestens sprachlose Bewunderung.

Und darum also diese Hausbesuche? Mit Verlaub, aber das bezweifelt Maxine irgendwie. Für Sicherheitsüberprüfungen sind die unteren Dienstgrade zuständig, und hier geht es um irgendeinen größeren Scheiß.

«Dann … hast du den großen Zampano Gabriel Ice kennengelernt?»

«Er ist sogar persönlich nach Haifa gekommen, um mich anzuwerben. Wir haben in einer Falafelbude in Wadi Nisnas gefrühstückt. Er schien den Besitzer zu kennen. Ich hab ihm gesagt, was ich an Gehalt und Bonussen will, und er hat gesagt okay. Kein Gefeilsche. Mit Tahinflecken auf dem Hemd.»

«Ein ganz normaler Typ.»

«Genau.»

Als würde sie von einem Thema zum anderen springen: «Avi, kennst du eigentlich eine Software namens Promis?»

Ein quasi wochenlanges Schweigen. «Das ist eine ziemlich alte Geschichte, die in der Branche herumgeht. Die Intrigen und Gegenintrigen bei Inslaw, die Prozesse, der Diebstahl durch das FBI und so weiter. Für den Mossad allerdings äußerst lohnend. Hab ich jedenfalls gehört.»

«Und die Gerüchte über eine Hintertür …»

«Ursprünglich war keine vorgesehen, aber einige Kunden haben darauf bestanden, und darum ist das Programm modifiziert worden. Mehr als einmal. Eigentlich ist es eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Die aktuelle Version ist jedenfalls nicht wiederzuerkennen. Angeblich.»

«Und wo wir gerade dabei sind: Jemand hat mir von einem Computerchip erzählt, ein israelischer Händler, glaube ich, vielleicht hast du auch mal davon gehört – das Ding sitzt still im Rechner eines Kunden, speichert Daten und übermittelt sie von Zeit zu Zeit an irgendwelche Interessenten?»

Nicht, dass er zusammengezuckt wäre oder so, aber sein Blick geht jetzt ziellos durch den Raum. «Ich weiß, dass Elbit so was herstellt.

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