Blauer Mars by Robinson Kim Stanley

Blauer Mars by Robinson Kim Stanley

Autor:Robinson, Kim Stanley
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Heyne TB
veröffentlicht: 2015-12-21T00:00:00+00:00


NEUNTER TEIL

NATURGESCHICHTE

Danach ging Nirgal mit Sax nach Da Vinci und blieb bei dem alten Mann in seinem Apartment. Eines Nachts kam Cojote vorbei, nach dem Zeitrutsch, wenn kein anderer auf den Gedanken gekommen wäre, einen Besuch zu machen.

Nirgal erzählte ihm kurz, was mit dem hohen Becken passiert war.

»Okay. Und?«, sagte Cojote.

Nirgal schaute weg.

Cojote ging in die Küche und kramte in Sax’ Kühlschrank. Mit vollem Mund rief er ins Wohnzimmer: »Was hast du auf einer windigen Bergseite wie der erwartet? Mann, diese Welt ist kein Garten. Teile davon werden jedes Jahr begraben, so ist das nun einmal. In einem oder zehn Jahren kommt ein anderer Wind und bläst diesen ganzen Staub von deinem Hügel herunter.«

»Bis dahin wird alles tot sein.«

»So ist das Leben. Jetzt ist es an der Zeit, etwas anderes zu tun. Was hast du gemacht, bevor du dich da niedergelassen hast?«

»Nach Hiroko gesucht.«

»Mist!« Cojote erschien in der Tür und zeigte mit einem großen Küchenmesser auf Nirgal. »Nicht du auch.«

»Doch, ich auch.«

»Oh, komm schon! Wann wirst du endlich erwachsen? Hiroko ist tot. Daran solltest du dich gewöhnen.«

Sax kam aus seinem Büro und sagte heftig zwinkernd: »Hiroko lebt.«

Cojote schrie: »Nicht du auch noch! Ihr beide seid wie Kinder.«

»Ich habe sie in einem Sturm auf der Südflanke von Arsia Mons gesehen.«

»Willkommen im Club der Idioten!«

Sax funkelte ihn an: »Was soll das heißen?«

»Verdammt!«

Cojote ging wieder in die Küche.

»Es hat noch andere Sichtungen gegeben«, sagte Nirgal zu Sax. »Recht häufig sogar.«

»Ich weiß.«

»Es gibt täglich Meldungen!«, rief Cojote aus der Küche und erschien kampflustig wieder im Wohnzimmer. »Die Leute sehen sie jeden Tag! Im Netz gibt es eine eigene Site zur Meldung von Sichtungen! Da steht, dass sie in der letzten Woche in einer Nacht an zwei verschiedenen Stellen erschienen ist, in Noachis und Olympus! An entgegengesetzten Seiten der Welt!«

»Ich sehe nicht, dass das etwas beweist«, erwiderte Sax hartnäckig. »Man erzählt über dich dasselbe, und du lebst offensichtlich immer noch.«

Cojote schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Ich bin die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Bei jedem anderen bedeutet es, wenn er an zwei Stellen gleichzeitig gemeldet wird, dass er tot ist. Ein sicheres Zeichen.« Er hob die Hand, um Sax’ nächster Bemerkung zuvorzukommen, und brüllte: »Sie ist tot! Finde dich damit ab! Sie ist bei dem Angriff auf Sabishii umgekommen. Diese UNTA-Sturmtruppen haben sie, Iwao, Gene und Rya und den ganzen Rest von ihnen gefangen genommen, in irgendeinen Raum gebracht und die Luft herausgelassen oder den Abzug betätigt. So ist das! Meinst du, dass das nie passiert? Meinst du, dass die Geheimpolizisten nie Dissidenten umgebracht und dann ihre Leichen beseitigt haben, sodass es niemals jemand herausfindet? Sowas geschieht! Verdammt ja, sogar auf eurem kostbaren Mars. So sind die Menschen nun einmal. Sie sind zu allem fähig, sie töten Leute und bilden sich dabei ein, dass sie bloß ihren Lebensunterhalt verdienen oder ihre Kinder ernähren oder die Welt sicherer machen. Und genau das ist passiert. Sie haben Hiroko mit ihrer Gruppe zusammen getötet.«

Nirgal und Sax machten große Augen. Cojote bebte. Er sah aus, als wollte er die Wand durchbohren.



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