Blaubeeren und Vanilleeis by Gudrun Helgadottir

Blaubeeren und Vanilleeis by Gudrun Helgadottir

Autor:Gudrun Helgadottir [Helgadottir, Gudrun]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783862723508
veröffentlicht: 2013-10-31T04:00:00+00:00


Und da war sie wirklich. Sie stand da und hielt eine Leiter fest, auf die gerade ein Mann stieg. Er und eine junge Frau spannten ein Transparent zwischen zwei Masten, auf dem ISLAND SCHÜTZEN stand. Ein schwieriges Unterfangen, da es wie aus Kübeln schüttete und gehörig stürmte. Der Nachrichtensprecher sagte, dass die Gruppe die ganze Nacht dort bleiben würde, und tatsächlich waren rundherum jede Menge Zelte aufgebaut.

»Herrje, warum muss meine Lolla da nur mitmachen?«, murmelte Oma vor sich hin. »Bei diesem Wetter.«

Opa sah sie an. »Nu hör mal«, sagte er. »Um unsere Insel sollten wir uns doch wohl bei jedem Wetter kümmern, oder?«

»Meinst du, dass wir jetzt gehänselt werden, Vildis?«, fragte Tumi.

»Warum solltet ihr denn gehänselt werden?«, wunderte sich Opa.

»Na ja, ein paar Kinder haben uns mal gehänselt, weil Mama bei solchen Demos mitmacht«, sagte Vildis. »Aber mir ist das ganz egal.«

»Mir ist das auch ganz egal«, sagte Vala. »Ich möchte im Oma-und-Opa-Bett schlafen.«

»Ihr Lieben, nehmt euch das nicht zu Herzen, wenn sich irgendwelche Dummköpfe über Menschen lustig machen, die für eine gute Sache kämpfen. Ihr hättet mal sehen sollen, wie sich die Leute aufgeführt haben, als Oma und ich hier früher demonstriert haben«, sagte Opa.

»Ihr habt demonstriert?«, fragte Tumi ungläubig.

»Und wie!«, bekräftigte Opa.

»Und gegen was habt ihr demonstriert?«, fragte Tumi.

»Tja, gegen alles Mögliche«, sagte Opa und wurde auf einmal richtig munter. »Gegen den amerikanischen Militärstützpunkt, niedrige Löhne, den Einmarsch der Russen in die Tschechoslowakei und so weiter und so fort. Ich will euch sagen, wie sich manche Leute aufgeführt haben. Einmal hat ein völlig übergeschnappter Mann eure Oma mit einem Ei und mich mit einer Tomate beworfen. Aber dem Rüpel habe ich’s gezeigt. Die Tomate habe ich in der Luft aufgefangen und vor seiner Nase verputzt.«

Die Kinder quietschten laut auf, als sie das hörten.

»Aber eure Oma hat das Ei in die Haare bekommen«, erzählte Opa weiter. »Und sie war stinkwütend, weil sie eine frische Dauerwelle hatte.« Er lachte ganz tief aus dem Bauch heraus, wie er es manchmal tat.

»Das war überhaupt nicht angenehm. Schließlich war das kein Spiegelei«, sagte Oma, während die Kinder vor lauter Lachen kaum noch Luft bekamen. »Ich war völlig verschmiert.«

»Eure Großmutter war so fuchsteufelswild, dass ich Angst hatte, sie würde auf den Schuft losgehen«, sagte Opa.

Die Kinder konnten sich kaum vorstellen, dass sich Oma mal mit einem Eier werfenden Rüpel prügeln wollte.

»Wart ihr denn ganz anders, als ihr jung wart?«, fragte Tumi.

»Tja, mag sein, dass wir mit dem Alter etwas ruhiger geworden sind«, sagte Opa.

»Meinst du, dass jemand Mama mit Eiern bewirft?«, fragte Tumi besorgt.

»Das glaube ich kaum. Niemand hat Lust, auf einen Berg zu steigen, nur um ein paar Leute mit Eiern zu bewerfen«, sagte Opa. »Aber noch weniger haben die Leute anscheinend Lust, gegen dumme Entscheidungen zu demonstrieren. Was soll’s, reden wir lieber über etwas Schönes.«

Er ging raus, und als er zurückkam, hatte er eine große Tüte dabei, aus der er alle möglichen Süßigkeiten von den Kanaren hervorzauberte: Schokolade, Lollis und Karamell, und jeder durfte essen, so viel er wollte.

»O Mann, wenn Mama das wüsste«, sagte Vildis.



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