Black, Lisa by Eisbraut

Black, Lisa by Eisbraut

Autor:Eisbraut
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-21T15:02:02+00:00


15

Theresa hatte sich seit Pauls Tod mit keinem Mann mehr getroffen, ja, sie hatte nicht einmal an ein Date gedacht, hatte sich diesem ganzen Thema vollkommen verweigert. Und dennoch fühlte sie sich, als würde sie nach dem Zapfenstreich von einem Date nach Hause kommen und großem Ärger entgegensehen, als ihre siebzehnjährige Tochter sie nun am Küchentisch sitzend und ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte trommelnd empfing.

»Hi«, wagte sie eine Begrüßung und rief sich ins Gedächtnis, dass sie die Mutter war und Rachael das kleine Mädchen, nicht umgekehrt. Doch vergebens. »Ich habe dein Konzert vergessen, nicht wahr? Wie lief es?«

»Super«, sagte Rachael ausdruckslos. »Hast du Überstunden gemacht?«

»Ja.« Theresa zog ihre Jacke aus und hängte sie an den Haken neben der Tür, wobei sie viel zu schnell sprach: »Ich habe die Freundin von Evans Geschäftspartner befragt und dann den Geschäftspartner selber. Hast du das Mozart-Stück gespielt?«

»Du befragst keine Leute.« Ihre Tochter wiederholte nur, was Theresa selbst immer bei unzähligen Fernsehkrimis gesagt hatte, wenn es um Forensik ging. »Du arbeitest mit Spuren und Beweisstücken. Befragt werden die Leute von den Cops.«

»Nun, ich schätze mal, ich habe sie wegen eines Beweisstücks namens Jillian befragt. Sieh mal.« Sie hielt eine Plastikhülle in die Höhe, die das geliehene Videospiel enthielt. »Ich habe dir etwas mitgebracht.«

Rachaels Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos, als sie aufstand. »Ich spiele keine Videospiele.«

»Bitte.«

Ihre Tochter hielt inne.

»Ich brauche deine Hilfe.«

Das Mädchen hatte so viel durchgemacht während ihrer Highschoolzeit, die doch eigentlich so sorglos verlaufen sollte – ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, ihre Großmutter hatte wieder zu arbeiten begonnen, ihr Vater hatte eine potenzielle, Cocktails servierende Stiefmutter nach der anderen angeschleppt, sie hatte sich an einen Stiefvater gewöhnt, nur um ihn noch vor der Hochzeit wieder zu verlieren, und dann hatte sie zusehen müssen, wie ihre Mutter in einem monatelangen Tief versank und nur noch körperlich anwesend war. Ihr Geist war weit, weit fort. Theresa musste nicht Freud sein, um zu wissen, dass bei jedem irgendwann eine Schmerzgrenze erreicht war, und sie trieb ihre Tochter genau darauf zu.

Rachael hielt die Hand auf. »Gib her.«

Sie öffnete die unteren Türen der Schrankwand und zog einige Kabel hervor. Dann legte sie das Spiel in das dafür vorgesehene Laufwerk der Konsole ein, für die Theresa viel Geld ausgegeben, der sie aber bislang wenig Beachtung geschenkt hatte. Rachael wechselte den Kanal, und der Bildschirm wurde blau. »Spiel starten« war in blutgetränkten Buchstaben darauf zu lesen.

Theresas Magen knurrte, doch sie wagte es nicht, ihre vernachlässigte Tochter allein zu lassen; zumindest Rachael würde etwas gegessen haben – Interessen und Talente übersprangen oft eine Generation, und Rachael hatte den Respekt ihrer Großmutter vor Essen geerbt. Stattdessen las sie sich genau die Hülle des Spiels durch. Der Rückseitentext beschrieb das, was Don ihr schon erzählt hatte – eine Burg, ein Schatz, blutrünstige Vampirwachen. Der Held, ein muskulöser junger Mann mit stacheligem blondem Haar und einem glänzenden Brust- und Rückenpanzer, hatte nur sein treues Schwert und ein schimmerndes Amulett, dessen Glanz sich verstärkte, sobald er den richtigen Weg einschlug. Er konnte allerdings Gegenstände



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