Black Library Celebration 2024 by Diverse autoren

Autor:Diverse autoren
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Science fiction: space opera, Science fiction: military
Herausgeber: Black Library
veröffentlicht: 2023-12-19T00:00:00+00:00

EISENHORN: DER SAMMELBAND

von Dan Abnett

Inquisitor Eisenhorn gehört zu den beliebtesten Figuren des Warhammer-40.000-Universums. An den Grenzen imperialer Doktrin geht er Verschwörungen nach, die ihn mit fremdartigen Alien-Wesen, Ketzern, Dämonen und sogar anderen Inquisitoren in Konflikt bringen.

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DER ERLÖSER

Guy Haley

Es gab Akkorde der Qual, die nur Astorath hören konnte. Musik, die die Träume wahnsinniger Komponisten plagte, suchte ihn in seinen Wachstunden heim. Wenn sie irgendwo erklang – ganz gleich, wo das war –, dann hörte er sie. Meistens war es eine einsame Melodie, die einem erbärmlichen Instrument entlockt wurde, aber manchmal schlossen sich den Solisten noch andere an, sodass Quartette oder Sektionen entstanden, und an den schlimmsten Tagen fand sich ein komplettes, melancholisches Orchester ein. Dann spielte die Musik für ihn äußerst eindringlich über Raum und Zeit hinweg. Immerzu war sie misstönend, tragisch, voller Schmerz und Wut, und ihre Noten erklangen in falscher Reihenfolge, von mindertalentierten Händen zum Klingen gebracht, die sich ungeschickt am Werk eines Meisters versuchten. Nichtsdestoweniger erinnerte die Musik an etwas Großartiges, und ihre Unvollkommenheit machte sie erst recht schmerzvoll.

Diese Ergüsse mussten andere bändigen. Die Aufgabe der Ordenspriester war es, die Klänge rein erklingen und das Leid zu einem letzten Crescendo anschwellen zu lassen. Wenn die Brüder in ihren schwarzen Rüstungen mit den knochenweißen Verzierungen die Führung übernahmen, erreichte die Musik ihren Höhepunkt und endete – und das Ende verriet Astorath dem Unerbittlichen, dass alles wieder seine Richtigkeit hatte.

Manchmal hörte die Musik nicht auf. Manchmal erreichte sie unerträgliche Höhen, jenseits aller Hoffnung auf Erlösung, und landete in den schwärzesten Gruben der Verzweiflung, wo sie weiterspielte und alles um sich herum mit Schmerz verseuchte.

In seiner Funktion als Oberster Ordenspriester der Blood Angels musste Astorath diese qualvollen Misstöne verstummen lassen. Seine ehrwürdige Pflicht war der Brudermord. Seine Axt schmeckte das edle Blut von Space Marines ebenso oft wie die Vitae der Feinde des Imperiums. Die Aeldari nannten ihn den »Beender der Gesänge«, was zwar passend war, aber er hatte einen Titel, der bekannter war.

Für die Orden des Blutes war er der Erlöser der Verlorenen, und für die Vortrefflichkeit, mit der er seine Pflicht erfüllte, wurde er gleichermaßen geliebt und verabscheut.

Astorath schlief, während er Lichtjahre zurücklegte. Wohin auch immer ihn seine Reise führte, sein Sarkophag, der den Ehrenplatz im Herzen der Eminenz Sanguis innehatte, begleitete ihn.

Nur einige wenige der hochrangigsten Blood Angels besaßen ihren eigenen, persönlichen Sarkophag. Natürlich war Astorath einer von ihnen. Das Äußere seines Sargs war mit einer stilisierten Skulptur des Kriegers im Inneren verziert. Die Maße waren zwar verfälscht, da sich die Skulptur über den gesamten Deckel zog, aber es war unverkennbar Astorath, der dort in abgrundtief schwarz glänzender Kohle dargestellt war.

Der Sarkophag war in der Mitte eines Kreises aus Schnitzereien, die die Pflichten des Obersten Ordenspriesters bildlich darstellten, in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel aufgestellt. In Astoraths Kammer war es kalt. Die Schnitzereien waren mit Frost bedeckt. Rote Lumen erfüllten den Raum mit einem blutigen Leuchten und schwarze Schatten verbargen sich davor in den Ecken. Die Farben waren ein Echo von Astoraths innerer Welt.

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