Bittersüße Pralinés by Gabriele Helbig

Autor:Gabriele Helbig [Helbig, Gabriele]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kurzgeschichten, Urlaub, Alltag, besonderer Moment, Entspannung, Hunde, Liebe, Das erste Mal, märchenhaft, Entführung, Horror, Touristen, Mord, Mordwerkzeug, Maori, Geister
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2015-04-08T22:00:00+00:00

Zehn Minuten später näherte sich Sandra ihrem Auto. Vielleicht war Geron ja so schlau, dort auf sie zu warten. Es schien ihr die letzte Möglichkeit. Sie lief jetzt sehr schnell. Nur noch eine kleine Anhöhe, da war der Parkplatz.

Und da war Geron. Aber nicht allein. Fast wäre sie jubelnd in die Arme des edlen Retters gesprungen: Frank Morheim hielt die Hand locker am Halsband des großen Hundes. Er sah so zufrieden aus wie ein Kater, der die Schlagsahneschüssel geplündert hatte.

„Ist das vielleicht Ihr Ausreißer? Er war gar nicht schwer zu fassen. Wir sind schon fast alte Freunde.“ Er strahlte aus allen Knopflöchern und wartete auf Sandras Lob.

Das sollte er haben: „Toll, ich freue mich ja so. Wie haben Sie das bloß gemacht? Und woher haben Sie gewusst, dass ich hierher kommen würde?“

„Ich habe vorhin Ihren Autoschlüssel gesehen und dachte, dass Sie bald kommen würden. Mein Auto steht übrigens auch hier. Und mit dem Hund gemacht habe ich gar nichts, Geron hat mich gefunden. Plötzlich war er da und stupste mit seiner Schnauze an meine Hand. Ich habe dann automatisch gekrault und mich dann erst gewundert. Als ich ihn festhielt, schien er richtig beleidigt zu sein. Er guckte, als wollte er mir sagen, dass das nicht nötig wäre.“

„Ich glaube, das haben Sie ganz prima erkannt. Geron mag Sie. Es klingt blöd, aber ich habe das Gefühl, dass der Hund das erste Mal fröhlich aussieht, seit sein Herrchen für ihn verschwunden ist.“ Sandra legte den Kopf schief und dachte sichtbar nach.

Frank Morheim bemerkte sofort, was da in ihrem Kopf vorging. „Nein, nein! Bitte hören Sie auf, mich zu verkuppeln! Ich habe mehr Probleme als ein Hund Flöhe. Ich weiß nicht einmal, wo ich wohnen werde. Und Sie wollen mich für die nächsten 10 Jahre zum Hundevater machen.“

Sandra war überrascht, wie sensibel dieser Fremde ihre Gedanken nachvollzog. Und sie war sehr angenehm berührt davon, wie freundlich und sympathisch er mit Geron umging, der auf viele Menschen durchaus Furcht einflößend wirkte. Jetzt war sein Blick allerdings geradezu verklärt. Er hing förmlich an den Augen des Mannes, der ihn gedankenverloren kraulte und freundlich mit der Frau sprach, die für ihn sorgte. Es war ein rührender Anblick, wie 65 Kilogramm Hund geradezu dahinschmolzen vor Glück.

„Was heißt denn hier überhaupt Flöhe? Wenn Sie nicht mehr Probleme haben als meine Hunde Flöhe, dann geht es Ihnen wirklich gut!“ Sandra lachte. „Haben Sie Lust auf einen Tee nach der ganzen Aufregung oder einen Kaffee oder einen Saft? Wein oder Sekt gibt es erst, wenn wir etwas zu Feiern haben!“

„Was soll denn das heißen? Ich finde, wir haben schon etwas zum Feiern. Geron ist schließlich wieder gefunden.“ Sie sah ihm an, dass er genau wusste, was sie gemeint hatte. Sandra war zwar eine sehr impulsive Frau, aber sie war auch eine kluge Frau. Sie wusste, dass Drängen fast immer der Sache schadet. Also beherrschte sie sich - mühsam aber erfolgreich - und stimmte Frank Morheim zu.

„Natürlich. Fahren Sie mir einfach hinterher. Ich bin fast immer auf alles gerüstet.

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