Bilder von dir: Roman (German Edition) by Racculia Kate

Autor:Racculia, Kate [Racculia, Kate]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2011-08-21T22:00:00+00:00

13 Vermisste Personen auf Urlaub

Arthur fühlte sich gut.

Gewiss, seine Brust schmerzte und juckte, und gelegentlich suppte etwas Blut heraus und befleckte seine Hemden – oder besser, die Hemden von Monas Vater, die glatt und kühl und frisch waren und so schön, dass er, Arthur, im Traum nicht daran gedacht hätte, sich so etwas zu kaufen. An seiner Hüfte hatte er einen schwarzen Bluterguss von der Größe eines Bocciaballs von seinem Treppensturz zurückbehalten, und außerdem hatte er sich dabei offenbar den Hals verrenkt, denn es war ihm unmöglich, über seine rechte Schulter zu schauen, ohne dass er einen stechenden Schmerz empfand. Aber seine Tage waren nunmehr erfüllt und so anders, und er fühlte sich sogar besser als gut. Er fühlte sich großartig.

Seit Jahren hatte er keinen Urlaub mehr gemacht – keinen echten Urlaub, nicht bloß ein verlängertes Wochenende oder eine Fahrt nach Hause über die Feiertage – und erkannte jetzt, dass all die üblichen Ausreden (sie konnten sich nicht freinehmen in der Arbeit, hatten nicht das nötige Geld) nichts weiter waren als: Ausreden. Urlaub lohnte sich. Dieses Gefühl, allem zu entfliehen, sich zu befreien: Es war die Sache wert. Wenn er nachts schlief, schlief er tief und lang, und wenn er am Morgen aufwachte, wachte er für Mona auf. Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf zirpte gelegentlich: Amy ist nicht da!, und Arthur hörte diese Stimme, verstand aber nicht, warum sie so besorgt klang. Ja: Amy war nicht da. Aber mit diesem Ort hier brachte er Amy überhaupt nicht in Verbindung, also fehlte sie auch nicht, und Arthur vermisste sie nicht, nicht hier. Wenn überhaupt, entdeckte er sie hier – da sie in diesem Haus und in dieser Stadt gewesen war, und weil sie mit Mona zusammen gewesen war.

In Mona Jones hatte er die großartigste Urlaubspartnerin gefunden, die er sich vorstellen konnte. Er vergötterte sie, und er wäre schockiert gewesen, mit welcher Leichtigkeit ihm das gelang, wenn es ihm überhaupt aufgefallen wäre oder ihn interessiert hätte. Sie ließ Amy lebendig werden, weil sie so viel von sich selbst entbehren konnte. Sie war die erste Person, die Arthur, seit er L. A. verlassen hatte, klar und deutlich hatte sehen können – sah, dass sie zäh und beharrlich und sarkastisch war. Sie war talentiert und jung. Er sah auch, dass sie sich ihrer eigenen Schönheit überhaupt nicht bewusst war – wie er das Amy erzählt hatte, als er diese zum letzten Mal sah, kurz nachdem er die Treppe hinuntergesegelt war. Amy hatte daraufhin überrascht reagiert; er konnte nur hoffen, dass sie es nicht falsch verstanden hatte. Aber er konnte nicht anders, er musste Mona einfach wahrnehmen, wenn sie direkt vor ihm stand.

»Wenn man sich diese ganzen Fernsehshows über Kuchendekoration ansieht«, sagte Mona und reichte ihm einen Karton Eier, »dann sagen sie einem, dass es auf die Idee, das Plastizieren und das richtige Ausrollen des Fondants und die Air-Brush-Technik und was sonst noch alles ankommt. Eben wie es aussieht.« Sie verschwand wieder im Kühlschrank. »Was fürs Fernsehen auch genau richtig ist – und beim Fernsehen funktioniert, weil das Fernsehen ohnehin nur zwei von fünf Sinnen ansprechen kann.

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