Big U by Neal Stephenson

Big U by Neal Stephenson

Autor:Neal Stephenson [Stephenson, Neal]
Format: epub
Tags: Undefined
veröffentlicht: 2010-03-11T23:00:00+00:00


Das zweite Semester war schon mehrere Tage alt, als die Verwaltung endlich mit der Wahrheit über die Bibliothek herausrückte und gestattete, daß die Medien die endlosen Reihen der Aktenschränke mit ihren vollkommen leeren Schubladen fotografierten.

Die Täter hatten am ersten Weihnachtstag zugeschlagen. Der Plex war so gut wie menschenleer gewesen, der Eingang nur von einem einzigen Wachmann an einem Drehkreuz bewacht worden. Um acht Uhr morgens trafen zehn recht junge und haarige Burschen in Uniformen von B-Männern ein und erklärten stockend, daß sie sich als Kroatobaltoslowenen an den Julianischen Kalender hielten und Weihnachten schon gefeiert hätten. Ob sie nicht hereinkommen, notwendige Klempnerarbeiten erledigen und sich das Vierfache an Überstunden verdienen könnten, weil sie am Weihnachtstag arbeiteten? Der skeptische Wachmann ließ sie ein; wenn er den Hausmeistern nicht trauen konnte, wem dann?

Wie die Polizei rekonstruierte, hatten die Einbrecher alle Wäschekarren in den Katalogbereich gefahren, die sie finden konnten. Damit fuhren sie durch die Reihen der Katalogschränke, lösten die Haltebolzen sämtlicher Schubladen und kippten den Inhalt in die Wagen. Die 4,8 Millionen Bände der Bibliothek waren in zwölftausend Schubladen voller Karteikarten erfaßt; eine simple Berechnung ergab, daß jeder, der es mit dem Sortieren nicht so genau nahm, sämtliche Karten in ein Dutzend Wäschekarren kippen konnte. Die Karren waren anschließend mit den Lastenaufzügen zur Verladerampe gefahren und in einen Mietwagen gerollt worden, der laut Autoverleih inzwischen als gestohlen gemeldet worden war. Der Mieter, ein Mr. Friedrich Engels hatte es versäumt, eine richtige Adresse und Telefonnummer anzugeben, und erwies sich als schwer aufzuspüren. Die einzige Schublade, die niemand angerührt hatte, war Nummer 11.375: STALIN, JOSEF bis STALLBAUM, JOHANN GOTTFRIED.

Die Bibliothek wandte sich an das Computersystem. In den vergangenen fünf Jahren hatten für einen Hungerlohn arbeitende Katalogisierer damit begonnen, den Katalog in das Computersystem einzugeben; die Verwaltung hoffte, daß man zehn Prozent des Katalogs auf diese Weise retten konnte. Statt dessen stellte man fest, daß vor kurzem eine schreckliche Computerfehlfunktion den Katalog beschädigt und sämtliche Kennziffern und Haupteinträge gelöscht und durch Klopf-Klopf-Witze, Werbeslogans für Rasierschaum der Marke Burma-Shave und Abhandlungen über die sexuellen Gepflogenheiten des Personals im Rechenzentrum ersetzt hatte.

Die Situation war nicht hoffnungslos; jedenfalls nahm sie zunächst keine Wendung zum Schlechteren. Die Bücher waren nach wie vor in einer vernünftigen Ordnung sortiert. Das änderte sich, als die Leute anfingen, Bücher als Geiseln zu nehmen.

Eine Studentin der Zeitungswissenschaften hatte ein paar Bücher, die sie immer wieder verwendete. Nach dem Verlust des Katalogs suchte sie sie aus dem Gedächtnis, trug sie in einen anderen Teil der Bibliothek und versteckte sie hinter vier Metern gebundener Ausgaben des Nepalesischen Journals för Bhutan-Studien. Eine Bibliotheksangestellte der Fotokopierabteilung nahm daraufhin zufällig einen Band der Utah-Review für theoretische Astrokosmologie zur Hand, die Rücken an Rücken mit dem NJBS stand, und entdeckte das Versteck. Sie brachte die Bücher an einen anderen Ort in der Bibliothek und legte sie hinter eine fünfzigbändige Faksimileausgabe der Geschäftsbücher der Brisbane/Surabaya Steam Packet Company, die 1893 veröffentlicht worden und an den Seitenkanten noch unbeschnitten war. Danach brachte sie am schwarzen Brett der Bibliothek einen Zettel an, auf dem



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