Big Girl Roman by Danielle Steele

Autor:Danielle Steele [Steele, Danielle]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426426104
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-08-26T16:00:00+00:00

Kapitel 14

Als Victoria an Thanksgiving nach L.A. flog, war sie immer noch erschüttert von dem Erlebnis. Es tat gut, Gracie zu sehen, und die erkannte auf den ersten Blick, dass es ihrer großen Schwester nicht gutging. Ihre Eltern interessierten sich wie immer vor allem für Victorias Gewicht, so dass sie am Ende froh war, schon bald wieder nach New York zurückzukehren.

Am Montag nach den Feiertagen rief sie Dr. Watson an und vereinbarte einen spontanen Termin. Seit Wochen hatten sie in ihren Sitzungen über Jack gesprochen. Und jetzt war Victoria davon überzeugt, dass das Scheitern dieser Beziehung allein ihre Schuld war. Wenn sie liebenswerter gewesen wäre, hätte sich Jack anders verhalten.

»Es liegt nicht daran, wie Sie sind«, widersprach die Therapeutin mit ruhiger, freundlicher Stimme, »sondern daran, wie er ist. Es geht um seinen Mangel an Integrität und Ehrlichkeit. Nicht Sie haben etwas falsch gemacht, sondern er.« Victoria fand das ebenfalls logisch, aber gefühlsmäßig kam sie zu einem anderen Schluss. Wenn ihre Eltern sie schon nicht geliebt hatten, wie sollte es dann jemand anderer können? Was die beiden betraf, lief bei ihr dasselbe Denkmuster ab wie bei Jack: Vom Verstand her verurteilte sie deren Verhalten, aber schlecht dachte sie über sich selbst. Als sie über Weihnachten nach Hause flog, litt sie immer noch unter der Trennung und versuchte die innere Leere mit Tonnen von Eiscreme zu füllen.

Ihre Eltern wussten nichts von Jack, und Victoria war froh, ihnen nie von ihm erzählt zu haben. Er wäre ihrer Kritik sowieso zum Opfer gefallen, und jetzt hätte sie ihnen auch noch den Beweis an die Hand geliefert, dass sie immer richtiggelegen hatten. Solange sie fett war, würde sie nie einen Mann finden. Bestimmt war Jacks andere Freundin gertenschlank. Davon war Victoria insgeheim überzeugt. Letztlich glaubte sie an die Botschaften ihrer Eltern. Männer liebten nur Frauen wie Gracie. Und auf intelligente Frauen standen sie eben nicht. Wer sollte sie also wollen? An Silvester flog Victoria zurück nach New York, und als der Kapitän um Mitternacht über das Mikrofon allen ein frohes neues Jahr wünschte, zog sich Victoria die Decke über den Kopf und weinte.

Es war eine Qual gewesen, Jack zwischen Thanksgiving und Weihnachten in der Schule sehen zu müssen. Victoria aß nicht mehr im Aufenthaltsraum zu Mittag. Sie blieb im Klassenzimmer oder machte lange Spaziergänge am East River. Es war eine Lektion, warum man am Arbeitsplatz keine Liebesbeziehungen eingehen sollte. Hinterher damit klarzukommen, war schwierig. Innerhalb der Belegschaft kursierten Gerüchte, dass sie mit ihm zusammen gewesen und abserviert worden sei. Das war demütigend. Victoria wünschte sich, unsichtbar zu sein, dabei war es doch Jack, der sich eigentlich hätte schämen müssen. Kurz vor Weihnachten hörte sie, dass er etwas mit der Französischlehrerin angefangen habe, die von Anfang an scharf auf ihn gewesen war. Sie tat ihr leid, da Jack vermutlich immer noch mit der Frau an Johns Schule zusammen war. Aber vielleicht war die Französischlehrerin ja schlauer als sie und stellte früher die richtigen Fragen. Auf jeden Fall war es nicht länger Victorias Problem. Jack Bailey gehörte nicht mehr zu ihrem Leben.

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