Beuterausch by Jack Ketchum & Lucky McKee

Beuterausch by Jack Ketchum & Lucky McKee

Autor:Jack Ketchum & Lucky McKee
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Horror
ISBN: 9783453676152
Herausgeber: Heyne Hardcore
veröffentlicht: 2011-12-09T23:00:00+00:00


20

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Genevieve Raton saß in der am weitesten von der Tür entfernten Ecke von Vance & Eddie’s Bar und schlürfte ihren zweiten Dewar’s mit Eis und hörte Jerry Lee Lewis »I Only Want a Buddy Not a Sweetheart« summen und auf seinem guten alten Klavier gegen eine Dixieland-Band anspielen, während im Fernsehen Giada De Laurentiis irgendein Pastagericht mit einer Sauce aus Süßkartoffeln und gegrillten Shrimps zusammenstellte. Es sah ziemlich lecker aus.

In der Bar war heute nicht viel los. Vorn eine Handvoll Geschäftsleute aus der Gegend und nur sie und Ginger zwischen den Stammgästen. Sie kam nicht besonders gut aus mit Ginger, einer Frau mit aschblonden Strähnchen, deren einzige Leidenschaften aus Klamotten und Schuhe kaufen und den Geschäftsleuten aus der Gegend bestanden – im Moment frönte sie letzterer. Genevieve freute sich über die Gesellschaft, als Andrew, der Barkeeper, mit dem sie sich gut verstand, zu ihr rüberkam.

»Kann ich dir eine saugfähige Unterlage verschaffen, Genevieve? Die Muscheln sind gut heute.«

»Ich nehm nur ein paar Pommes mit Majo, danke.«

»Einmal in Europa gewesen, und schon isst du wie ein Frosch.«

»Quak.«

Er rief die Bestellung in die Küche.

»Machen dir deine kleinen Schützlinge mal wieder Kummer? Du runzelst die Stirn, meine Liebe. Das gehört sich nicht in einer Bar.«

Sie war sich dessen nicht bewusst gewesen.

»So schlimm sind sie nicht.«

»Glotzen die Jungs dir immer noch auf deinen süßen Hintern?«

»Ich versuche, mich mehr oder weniger wie eine Nonne anzuziehen. Aber das scheint alles nicht zu helfen.«

»Darüber solltest du froh sein. Es hält ihr Interesse aufrecht.«

»Stimmt. Aber das Interesse woran?«

»Die Jungs haben mein volles und tiefes Mitgefühl. Aber ich könnte auch kein Dreieck von einem Viereck unterscheiden, wenn ich ein Schüler wäre und du dich über deinen Lehrplan beugen würdest, das kann ich dir sagen.«

»Nett von dir, Andrew. Glaubst du, wenn ich ihnen verraten würde, wie ich gepolt bin, würde das die Lage ein bisschen beruhigen?«

»Süße, das würde es nur noch schlimmer machen. Was ist das für ein Zettel?«

Sie hatte nicht bemerkt, dass sie mit dem Stück Papier herumspielte.

»Eine Telefonnummer. Eltern einer meiner Schülerinnen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Mädchen schwanger ist.«

»Aua. Also willst du es den Eltern sagen?«

»Sollte ich nicht?«

»Schwere Frage, Genevieve. Es könnte ihre Situation noch verschlimmern.«

»Meinst du?«

»Wenn die Eltern es noch nicht wissen und ein Fremder schon, ist in neun von zehn Fällen zu Hause die Hölle los.«

»Aber es wird sehr bald sehr offensichtlich sein.«

Er zuckte die Achseln. »Hey, es ist deine Entscheidung. Mein Vater hat mir immer gesagt: Versuch nie, etwas daran zu ändern, wenn eine Frau sich erst mal was in den Kopf gesetzt hat. Ich glaub, ich befolge in diesem Fall seinen Rat.«

Am anderen Ende der Bar hob Ginger ihr leeres Weinglas, und er ging zu ihr.

Genevieve nippte an ihrem Scotch und dachte nach.

Sie hatte ihr Handy mal wieder im Schreibtisch in der Schule liegen gelassen. Vielleicht war das ein Zeichen.

Aber vielleicht auch nicht.

Sie wusste, Andrew hatte recht: Es konnte ein Fehler sein. Es war auf jeden Fall eine Einmischung. Aber damals und auch heute noch wünschte sie manchmal, jemand hätte sich eingemischt bei Dorothy, die eine begabte Pianistin und ihre erste Liebhaberin gewesen war.



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