Bettina Hennig - Krön Dich selbst, sonst krönt Dich keiner by Bettina Hennig - Krön Dich selbst sonst krönt Dich keiner
Autor:Bettina Hennig - Krön Dich selbst, sonst krönt Dich keiner [Hennig, Bettina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783959100939
Herausgeber: Edel eBooks
veröffentlicht: 2016-07-14T16:00:00+00:00
Der Majestätsplural
oder: Warum Prinzessinnen immer königlich angesprochen werden
Wenn eine Prinzessin im Herzen auf die richtige Weise angesprochen werden möchte, muss sie zunächst viel über die Finessen deutschen Standesbewusstseins lernen. Über 1200 Jahre Kaiser- und Königreich haben mit deutscher Gründlichkeit ein titularisches Monster geschaffen. Jeder Dünkel, jede Gunst, jedes Privileg wurde mit einer Regel und zugleich einer Ausnahme bedacht. Die größte Tücke liegt allerdings darin, die Standesunterschiede zu beachten, dazu müssen wir die Standespyramide des HRR betrachten: Diese ist genau genommen keine Pyramide, zumindest keine nach der Art der ägyptischen Antike. Sie ist ein Bauwerk voller Treppen, Leitern, Hängebrücken, Falltüren, geheimer Gänge, Sackgassen. Vor allem gibt es Schranken und Betondecken zu den unteren Etagen hin. Denn wer oben ist, will sich nach unten hin absichern – da soll so bald keiner die gleiche Stufe erklimmen, auf der man selbst steht. Es ist also nicht die leichteste Aufgabe, das Labyrinth an Titeln zu entwirren, das die Rangordnung bezeichnet, aber irgendwo muss man ja anfangen. Etwa beim Kaiser oder der Kaiserin, die ohne Zweifel oben stehen.
Hat eine Prinzessin einen Kaiser zum Vater, Großvater, Urgroßvater (und damit meinen wir jetzt nicht den bürgerlichen Nachnamen, wie ihn zum Beispiel Herr Kaiser von der Hamburg Mannheimer trägt) oder einen kaiserlichen Prinzen geheiratet, dann ist sie eine Prinzessin und wird mit »Kaiserliche Hoheit« angesprochen. Das Gleiche gilt für die Töchter eines Zaren, auch diese werden mit »Kaiserliche Hoheit« angesprochen, sind aber keine Prinzessinnen, sondern Großfürstinnen.
Stammt eine Prinzessin aus dem Hause Habsburg-Lothringen, redet man von ihr als Erzherzogin. Mit der Vorsilbe »Erz« bezeichnet man die Ersten einer Gattung: Da die Habsburger in der Rangordnung des HRR die Nase vorn hatten (immerhin stellten sie seit 1453 bis zur Zerschlagung des HRR durch Napoleon fast durchgehend alle Kaiser), zeigten sie das in ihrem Titel an.
Bleibt die Frage, warum die Habsburger Prinzessinnen nicht Erzprinzessinnen sondern Erzherzoginnen heißen. Nun: Auch die Bezeichnung Herzog weist auf die Rangordnung des HRR zurück. In dessen Anfängen um 800 n. Chr. vergab der Kaiser für seine treusten Gefolgsleute einen Titel, der mit einem Stück Land, einem Lehen, verbunden war. Meist war es ein Vertrauter, auf den er bei der Entfaltung seiner Macht angewiesen war, oder es war einer seiner Heeresführer, was damals aufs Gleiche hinauskam. So erklärt sich auch der Titel. Herzog bedeutet: derjenige, der das Heer zog. Das dazugehörige Land war entsprechend ein Herzogtum. Im Idealfall wurde der Titel nicht wieder entzogen und konnte weitervererbt werden. Da Herzoge bis auf den Kaiser niemanden über sich hatten, waren sie souverän, ihre Töchter von gleichem Rang wie die Töchter anderer Souveräne, deshalb ist eine Herzogin nichts anderes als eine Prinzessin – die Tochter eines souveränen Herrschers. Obwohl die Habsburger im Laufe der Geschichte den Status der Herzöge weit hinter sich gelassen und sich nach oben gearbeitet haben – seit dem 15. Jahrhundert beherrschten sie mehrere Reiche als Kaiser (HRR, Brasilien, Mexiko, Österreich) und Könige (Ungarn) –, behielten sie in der Namensgebung ihrer Töchter das Wort »Herzogin« bei, allerdings werden diese mit »Kaiserliche Hoheit« angesprochen – es sind eben Erzherzoginnen.
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