Beruehrung des Boesen by Debra Webb

Autor:Debra Webb
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Thriller
ISBN: 3802593995
Herausgeber: Egmont LYX
veröffentlicht: 2014-08-06T22:00:00+00:00

13

Verhörraum 2, 16:58 Uhr

Der Russe log.

Um das zu erkennen, musste Jess nicht im selben Raum mit ihm sein. Ein Gefühl für einen Atemrhythmus zu bekommen wäre eventuell ein Vorteil gewesen, doch in diesem Fall war es nicht nötig. Sie verfolgte jede seiner Bewegungen durch den Einwegspiegel im Zuschauerraum. Lauschte auf seine Stimme, wenn er redete, notierte die Pausen, wenn er nach den richtigen Worten suchte … das Zittern in seiner Stimme, immer wenn er den Namen seiner Frau sagte.

Er log.

»Gehen wir es doch gemeinsam noch einmal durch«, sagte Black ruhig. »Dieses Mal achten wir darauf, dass das Aufnahmegerät einwandfrei funktioniert.«

Detective Roark hantierte mit dem tragbaren Rekorder und stellte ihn in die Mitte des Tisches. Der kaputte Rekorder war nur eine List. In diesem Moment, so wie schon die letzte Dreiviertelstunde, nahmen Kameras und Mikros jedes Bild und jedes Geräusch auf und speicherten es digital, damit es vor Gericht verwendet werden konnte.

Chief Black saß mit dem Rücken zum Spiegel, damit Jess und Burnett freien Blick auf Darcy Chandlers Mann hatten, während er gestand, sie – natürlich aus Versehen – in einem Moment größter Angst und Frustration getötet zu haben. Detective Roark hockte mit gebeugten Schultern an einem Ende des kleinen Tisches. Zwei Cops waren besser als einer, wenn es darum ging, einen Verdächtigen einzuschüchtern. Der Anwalt, Isaac Matheson, belegte den Stuhl am anderen Tischende.

Matheson – nicht ganz so eine Koryphäe wie sein Kollege Zacharias Whitman, der Anwalt der Familie Chandler, aber dennoch jemand mit einem großen Namen in dieser Gegend – hatte seinem Mandanten geraten, keine Aussage zu machen, aber der Russe war entschlossen, sein Herz auszuschütten.

Das Problem war, dass seine Aussagen bisher so wenig passten, dass er unmöglich die Wahrheit sagen konnte. Zumindest nicht Jess’ Meinung nach. Aber dies war nicht ihr Fall, und ihre Meinung hatte wenig Gewicht. Wenn sie je daran ihre Zweifel gehabt hatte, dann waren die nun ausgeräumt.

»Ich wollte das nicht am Telefon besprechen, deswegen kam ich nach Hause. Ich wollte nur, dass sie mich anhörte«, wiederholte Alexander. »Sie weigerte sich. Ich folgte ihr die Treppe rauf …«

An diesem Punkt hätte Jess gefragt, warum sie die Treppe hinaufgegangen waren. »Warum stellt Black nicht die naheliegenden Fragen?«, murmelte sie, und ihre Verärgerung stieg.

»Gib ihm Zeit.« Burnett bedachte sie mit diesem wissenden Blick voll grenzenloser Zuversicht, wie er für Männer mit Macht und Erfahrung typisch war. »Er macht das nicht zum ersten Mal.«

Jess wusste, dass sie sich schon glücklich schätzen sollte, das Verhör verfolgen zu dürfen. Nachdem sie sich das noch einmal deutlich vor Augen geführt hatte, kratzte sie das bisschen Geduld zusammen, das sie in den letzten fünfundvierzig Minuten noch nicht verlassen hatte, und konzentrierte sich erneut auf die Befragung.

»Warum ist Ihre Frau nach oben gegangen?«, fragte Black.

Auf keinen Fall würde sie den Blick erwidern, der sich nun auf sie richtete. Nur weil Black tatsächlich noch die Frage gestellt hatte, hatte Burnett nicht auch mit allem anderen recht.

»Was habe ich dir gesagt?«, bemerkte er.

»Pscht.« Sie wollte die Antwort hören.

Der Russe schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Sie ging einfach.

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