Belladonna: Thriller (German Edition) by Slaughter Karin

Belladonna: Thriller (German Edition) by Slaughter Karin

Autor:Slaughter, Karin [Slaughter, Karin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-06-07T22:00:00+00:00


Fünfzehn

Sara verließ die Klinik um Viertel vor zehn, damit sie noch in der Apotheke vorbeischauen konnte, bevor sie Jeffrey traf. Es war kühl, und die Wolken versprachen noch mehr Regen. Sie steckte die Hände in die Taschen, als sie die Straße hinunterging, heftete den Blick auf den Gehsteig und hoffte, dass ihre Haltung und ihr Schritttempo sie unnahbar wirken ließen. Sie hätte sich deswegen jedoch keine Gedanken zu machen brauchen. Seit Sibyls Tod herrschte in der Innenstadt eine Art Friedhofsruhe. Es war, als sei die ganze Stadt mit ihr gestorben.

Die ganze Nacht hatte Sara wach gelegen und alles, was sie mit Julia Matthews gemacht hatte, noch einmal durchdacht. Aber der Anblick der jungen Frau auf dem Auto mit durchbohrten Händen und Füßen und mit glasigen Augen, die in den Nachthimmel starrten, verfolgte sie. Sara wollte so etwas kein zweites Mal in ihrem Leben durchmachen.

Die Glocke über der Apothekentür läutete, als Sara eintrat, und riss sie aus ihren Gedanken.

»Hallo, Doktor Linton«, rief Marty Ringo hinter der Kasse. Marty war eine mollige Person mit einem Leberfleck direkt über der rechten Augenbraue, aus dem wie Borsten von einer Bürste schwarze Haare herauswuchsen. Da sie in der Apotheke arbeitete, kannte sie den neuesten Klatsch in der Stadt. Marty würde es sich nicht nehmen lassen, jedem, der die Apotheke betrat, zu stecken, dass Sara Linton heute speziell deswegen vorbeigeschaut hatte, um Jeb zu besuchen.

Marty lächelte verschmitzt. »Sie suchen Jeb?«

»Ja«, antwortete Sara.

»Hab von gestern Abend gehört«, sagte Marty, die sich offenbar weitere Informationen erhoffte. »Eine Studentin vom College, hä?«

Sara nickte, denn so viel würde man auch der Zeitung entnehmen können.

Marty senkte die Stimme: »Hab gehört, man hat ihr was angetan.«

»Mmm«, antwortete Sara und sah sich im Laden um. »Ist er da?«, fragte sie.

»Die beiden sahen sich auch sehr ähnlich.«

»Was bitte?«, fragte Sara, plötzlich aufmerksam geworden.

»Die beiden Mädchen«, sagte Marty. »Meinen Sie, da gibt es einen Zusammenhang?«

Sara wechselte das Thema. »Ich muss Jeb dringend sprechen.«

»Er ist hinten«, gab Marty enttäuscht zurück.

Sara bedankte sich mit einem gequälten Lächeln und steuerte auf den hinteren Bereich des Geschäfts zu. Sara war von jeher gerne in der Apotheke. Hier hatte sie ihre erste Wimperntusche erstanden, an den Wochenenden pflegte ihr Vater sie im Auto herzufahren, um Süßigkeiten zu kaufen. Seit Jeb das Geschäft übernommen hatte, war nicht viel geändert worden. Der Limo-Tresen, der eher Repräsentationszwecken diente als zum Ausschank von Getränken, war wie immer auf Hochglanz poliert. Präservative wurden immer noch unter dem Ladentisch aufbewahrt. An den schmalen Gängen zwischen den Regalen, die den Laden in ganzer Länge teilten, hingen noch immer von Hand beschriftete Pappschilder.

Auch hinter dem Apothekentresen konnte Sara Jeb nicht finden, aber sie bemerkte, dass die Hintertür offen stand.

»Jeb?«, rief sie. Es kam keine Antwort, und Sara ging durch die Tür. Jeb hatte Sara den Rücken zugekehrt. Sie tippte ihm auf die Schulter, und er fuhr zusammen.

»Eh«, rief er und wirbelte herum. Der Schreck wich der Freude, als er Sara vor sich sah.

Er lachte. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Sara, aber in Wahrheit war sie einfach nur froh, dass er überhaupt zu einer solchen Regung fähig war.



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