Belladonna by Rudolf Stratz

Belladonna by Rudolf Stratz

Autor:Rudolf Stratz [Stratz, Rudolf]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-11T00:00:00+00:00


* * *

Das erste, was ich im Salon mit peinlicher Überraschung sah, war mein Regimentskommandeur, ein alter gräflicher Junggeselle aus der Gardekavallerie, furchtbar feudal, von oben herab näselnd und enorm stolz auf die xte Seitenlinie Gott weiss welches Kaulquappenhausenschen Geschlechts, dem er entstammte.

Verwünschter Einfall des Colonels, gerade den zu Tisch zu bitten!

Aber ich hatte nicht Zeit, darüber nachzudenken. Denn Miss Maud und ein ganzer Schwarm von Ladies drangen auf mich ein. „Da kommt er endlich!“ hiess es überall.

„Uir haben Sie schon eruartet!“ sagte Miss Maud und schüttelte mir kräftig die Hand ... „Die ganze Zeit sprechen uir darüber!“

„Von mir?“

„Oh, no! von Ihrem Geuinst ... dem Humpen ... hier ... alle die Damen möchten ihn sehen ... Mr. Pendleton auch ... und hier Mr. Cook ... uir haben schon beschlossen, dass er mit Champagner angefüllt und daraus von der ganzen Gesellschaft Ihre Gesundheit getrunken wird ...“

„Aber, mein gnädigstes Fräulein ...“ stammle ich entsetzt ...

... „Lassen Sie uns nur unsere Freude!“ führt sie mit strahlendem Lächeln fort ... „Sie verdienen diese Ehre ... Sie haben gestern wunderbar geritten ...“

„Nein ... es ist zu viel Ehre!“ erklärte ich verstört ... „und ich habe doch den Becher nicht hier!“

„Natürlich nicht!“ sagte hinzutretend der Colonel und drückte auf eine Klingel ... „ich lasse ihn durch den Diener holen ...“

„Ich bitte Sie ... nein ... tun Sie das nicht!“ ... die kalten Schweisstropfen standen mir auf der Stirne.

„Aber, Herr Leutnant!“ ... der Colonel schien etwas befremdet ... „ich würde mich doch freuen, den Ehrenpreis, den ich selbst gestiftet habe ...“

„Ach ja ... er ist recht ungalant!“ sekundierte ihm Miss Maud und wandte sich schmeichelnd zu meinem Kommandeur ... „Erlaucht ... befehlen Sie es ihm doch ... Ihnen muss er ja gehorchen ...“

„Ja ... ich bitte, Herr Leutnant!“ Der Graf hatte seinen bewussten, schneidenden Ton, der auf dem Exerzierplatz nichts Gutes verhiess ... und halblaut setzte er hinzu: „Was fällt Ihnen denn ein, hier unseren Gastgeber zu brüskieren? Haben Sie stark gefrühstückt?“

„Nein ... Erlaucht!“

„Nun ... dann ...“ Der Kommandeur wollte noch etwas hinzusetzen ... da kam der Colonel schmunzelnd heran. „Eben habe ich den Diener mit Ihrer Karte weggeschickt —“ berichtete er ... „in fünf Minuten ist der Krug hier ... und nun, wenn ich bitten darf, zu Tisch, meine Herrschaften ...“

Ich glaube, meine Herren, dass mir meine Lage während der nächsten Minuten nur ein Mann nachfühlen kann, der einmal auf einem Pulverfass, unter dem eine Lunte brennt, gesessen hat. Jetzt muss es in die Luft fliegen ... jetzt ... nein ... noch nicht ... immer noch nicht ... ein entsetzlicher Zustand!

Dabei war Maud, die ich zu Tische führte, noch nie so zutunlich und liebenswürdig gewesen. Nach Hesselslohe fragte sie kaum. Er schien ihr völlig gleichgültig geworden zu sein. Dafür zeichnete sie mich in einer Weise aus, dass es geradezu auffallen musste und jenseits des Tisches der Mr. Cook uns aus seinen wässerigen Augen ganz zornig anglotzte.

So ging die Suppe vorbei. Ich hörte kaum auf Mauds Geplapper, das mich sonst entzückt und zum Angriff ermutigt hätte — ich wartete, den kalten Schweiss auf der Stirn, und wartete .



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.