Beichte eines Verfuehrers by Hart Megan

Beichte eines Verfuehrers by Hart Megan

Autor:Hart Megan
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2013-07-16T10:29:03.301283+00:00


10. KAPITEL

Ich hatte einen Bademantel, eine Schlüsselkarte und Badeschlappen bekommen. Die anderen Frauen in der Umkleidekabine waren anscheinend zu zweit oder zu dritt gekommen, manche sogar zu viert, und sie schnatterten in einem fort, wie Gänse im Hühnerhof, denen man eine Handvoll Getreide zuwirft. In dem offenen Bereich zwischen den Schließfächern hallte das Auf und Ab des weiblichen Geschnatters wider. Ich stand alleine zwischen all den anderen.

Katie hatte mir den Gutschein für einen Tag im Spa zu Weihnachten geschenkt, aber bis heute hatte ich keine Zeit gefunden, ihn einzulösen. An den Wochenenden und abends hatte ich keine Zeit, bis ich mich entschloss, unter der Woche tagsüber dorthin zu gehen. Jetzt fühlte ich mich schuldig, weil ich die Zeit nutzte, in der ich für meine Patienten da sein sollte, um mich selbst verwöhnen zu lassen.

Die fröhliche Mitarbeiterin hatte mir geraten, die Sauna, den Whirlpool und das Dampfbad zu benutzen, solange ich auf meine Massage wartete. Der Whirlpool war so groß, dass zehn Frauen hineinpassten. Das sprudelnde Wasser war eine perfekte Ergänzung zu dem Auf und Ab aus Kichern und vertrauten Erzählungen über Ehemänner und Kinder.

Niemand beachtete mich, aber ich fühlte mich völlig deplatziert. Ich legte den Bademantel ab und hängte ihn an einen Haken, bevor ich mich neben einer breiten, rotgesichtigen Frau ins Wasser gleiten ließ. Sie trug einen Badeanzug mit Leopardenprint.

„Hey“, sagte sie plötzlich. „Kannst du ein Stückchen weiterrücken? Ich halte den Platz für meine Schwester frei, sie ist im Moment noch im Dampfbad.“

Natürlich gab ich nach und rutschte einen Platz weiter, obwohl in dem Whirlpool noch Platz genug war. Die Frau drehte sich zu ihrer Begleiterin, die auf der anderen Seite saß und verfiel wieder in ihre laut schreiende Unterhaltung über die ungewöhnlichen sexuellen Vorlieben ihres Mannes.

„Er schaut sich diese Filme an, die nachts auf dem Kabelkanal kommen“, rief sie, als säße sie daheim an der Kaffeetafel und nicht an einem öffentlichen Ort, wo ihr ein halbes Dutzend Fremde zuhören konnte. „Und dann kommt er auf diese merkwürdigen Ideen!“

Ihre Freundin, eine geliftete Blondine mit dunkelrot lackierten Fingernägeln seufzte dramatisch. „Mein Mann will mich die ganze Zeit berühren. Er will Händchen halten, dicht neben mir schlafen, aber ich will das alles nicht.“

Ich konnte mir das nicht länger anhören. Es war nicht, weil sie irgendwie bösartig über ihre Männer redeten. Beide klangen so, als liebten sie ihre Männer. Zudem zeigten ihre Ehemänner ihnen ja nach wie vor, dass sie begehrt wurden. Sie verfielen nicht in den bitteren Tonfall jener Frauen, die vorgaben, ihre Männer zu lieben und sie im Grunde hassten.

Trotzdem fühlte ich mich mies und völlig fehl am Platz, weil ich alleine da war und jeder jemanden mitgebracht hatte. Hier zu sitzen und ihnen zuzuhören war so, als würde ich mich selbst mit einer Bratpfanne auf den Kopf schlagen – ein dumpfer Schmerz war die Folge.

Nicht mal als ich aufstand und in das leere Dampfbad ging, unterbrachen sie ihre Unterhaltung. Hier konnte ich wenigstens alleine sein, ohne mich wie ein Außenseiter zu fühlen. Die Kacheln waren warm, der Dampf hing schwer in der Luft und umfasste mich wie der Schatten eines Phantoms.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.