Bei Anruf Herzklopfen by Lorna Seilstad

Bei Anruf Herzklopfen by Lorna Seilstad

Autor:Lorna Seilstad
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783961221875
Herausgeber: Gerth Medien
veröffentlicht: 2016-01-11T00:00:00+00:00


22

Wo steckte Hannah nur? Charlotte hielt das mintgrüne Kleid an sich und betrachtete sich im Spiegel. Gestern hatte sie beschlossen, dieses Kleid anzuziehen, aber vielleicht wäre ihr anderes Sonntagskleid doch eine bessere Wahl. Das Orange betonte ihre Haare, obwohl das mintgrüne Kleid neuer war. Wenn Hannah hier wäre, könnte sie ihr bei der Auswahl helfen. Hannah hatte nie Probleme, sich zu entscheiden.

Charlotte warf einen Blick auf die Wanduhr. Seltsam. Hannah hätte schon vor einer halben Stunde zu Hause sein sollen. Charlotte ließ ihren Blick nachdenklich zwischen den beiden Kleidern hin- und herwandern. Sie konnte nicht länger warten. Sie musste sich jetzt entscheiden. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, schlüpfte sie in das orangefarbene Kleid. Sie nahm ihren Hut mit nach unten und legte ihn auf einen Tisch im Wohnzimmer. Dann eilte sie in die Küche und packte das Essen ein.

Sie hatte das gebratene Hähnchen in braunes Papier gewickelt und hoffte, es bliebe warm und knusprig. Sie stellte in jede Schachtel noch ein Glas mit Pfirsichen, dann fügte sie ihre frischen Waffeln und etwas von dem Apfelgelee dazu, das sie und ihre Mutter im letzten Jahr gemacht hatten. Den krönenden Abschluss bildete das Dessert. Ihre warme Apfel-Charlotte mit samtweicher Vanillecreme war einfach unwiderstehlich. Allein schon beim Gedanken daran lief ihr das Wasser im Mund zusammen. George wäre davon sicher genauso begeistert wie sie.

Charlotte legte den Deckel auf die mit Spitzen verzierte Schachtel und band sie mit einer braunen Samtschleife zu, die dieselbe Farbe wie ihr Hut hatte. George wusste, dass er nach dieser Schleife Ausschau halten musste. Sie steckte Messer, Gabeln und Löffel unter die Schleife der Schachtel und machte dann das Gleiche bei der anderen Schachtel auf dem Tisch.

„Tessa, hast du Hannah schon gesehen?“, rief sie. Wo steckte ihre jüngste Schwester denn?

Die Fliegengittertür ging krachend auf, als Tessa ins Haus gestürmt kam. „Noch nicht. Ich gehe schon mal zu Betty!“

„Vielleicht solltest du lieber warten, bis Hannah hier ist. Sie will dir vielleicht noch etwas sagen, bevor du gehst.“

Tessa verdrehte die Augen. „Sie wird mir sagen, dass ich Bettys Eltern gehorchen und mich anständig benehmen soll. Ich verspreche dir, dass ich ganz brav und kultiviert sein werde.“ Das Mädchen machte einen artigen Knicks. „Viel Spaß mit dem schönen George … soweit das überhaupt möglich ist!“ Sie kicherte und stürmte wieder zur Tür hinaus.

„Wenn du Hannah siehst –“

„Sie ist da!“, rief Tessa. „Endlich! Tschüs, bis morgen!“

Zuerst war aus dem Wohnzimmer das Poltern von Schuhen zu vernehmen, dann trat Hannah eilig in die Küche. „Bitte entschuldige! Ich habe gegen die Regeln verstoßen und musste länger bleiben.“

„Was ist passiert? Hast du wieder deine Sitznachbarin angesehen?“

„Ich habe etwas auf meinen Block gezeichnet.“

„Was denn? Ein Herz?“ Sie kicherte. Als ob Hannah so etwas je machen würde!

Hannahs Wangen röteten sich und Charlottes Kinnlade fiel nach unten. „Du hast tatsächlich ein Herz gemalt? Hast du etwa an Lincoln gedacht?“

„Das habe ich nicht gesagt.“

„Das war auch nicht nötig. Dein Gesicht verrät alles.“ Charlotte deutete auf den Tisch. „Die Schachteln sind gepackt und alles ist fertig. Jetzt musst nur noch du dich umziehen.



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