Befangen by Scott Turow

Befangen by Scott Turow

Autor:Scott Turow [Turow, Scott]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-11T05:00:00+00:00


11

ENDE DER GEDULD

Um 15 Uhr kommt Marina, die etliche Stunden bei der Telefongesellschaft verbracht hat, mit ihrer Mitarbeiterin Nora Ortega, einer dünnen, dunklen, stillen Frau, die Marina in der Vergangenheit schon öfters mitgebracht hat, damit sie Notizen macht. George gibt Marina ganz bewusst die Hand, und sie legt sich mit ihrer ganzen kantigen Statur ins Zeug, als sie sie ergreift.

»Das war echt daneben, Sie beschatten zu lassen, ohne Sie zu informieren. Tut mir leid.«

Er entschuldigt sich ebenfalls, nennt sich einen »alten Miesepeter«. Sie nehmen ihre gewohnten Plätze ein, er hinter dem Schreibtisch, Marina auf dem schwarzen Lehnstuhl davor.

»Also, was haben wir über Nummer eins in Erfahrung gebracht?«, fragt er. »Irgendwas Gutes?«

»Wir wissen, wo er war. Irgendwo in der Innenstadt.«

Sie hatten die ganze Zeit vermutet, dass Georges Peiniger jemand aus der Stadt ist, aber jetzt haben sie den ersten Beweis. Dennoch, im Vergleich zu dem, was er erwartet hat, ist dieser neue Hinweis etwas mager.

»Ich dachte, man könnte ein Handy genauer lokalisieren.«

»Wenn es eingeschaltet ist, Richter. Aber nicht, wenn es aus ist. Was Ihres natürlich ist. Es war wahrscheinlich aus, sobald Sie die SMS erhielten.«

»Woher wissen Sie dann, dass er in der Innenstadt war?«

»Mein Kontakt da wollte sich nicht so genau äußern. Die haben die Regierung auf der einen Seite und die Bürgerrechtsunion auf der anderen. Er hat ziemlich herumgedruckst, als er mir das erklärt hat. Aber ich glaube, das funktioniert in etwa so: Das Handy sendet Signale auf zwei Kanälen, und der Anbieter speichert die Daten des zweiten, des sogenannten Steuerungskanals, was die Basisstation einschließt, zu der Ihr Handy Verbindung aufnimmt. Die können uns daher bestenfalls sagen, dass die SMS über die Antenne auf dem Kirchturm von St. Margaret's gegangen ist. Er muss irgendwo im Umkreis von zwei Quadratmeilen gewesen sein.«

»Dann habt ihr die Zahl der Verdächtigen ja auf knapp zweihunderttausend eingegrenzt.«

»Sie sagen es.« Marina grinst. »Bis morgen früh müssten wir sie alle befragt haben.«

George ist erleichtert, dass sie ihren Humor im Umgang mit ihm wiedergefunden hat. Jetzt hält sie Patrice' Ersatzhandy hoch, das sie sich kurz ausgeliehen hatte, um ihm alle Informationen zu entnehmen, die der Telefonanbieter brauchte.

»Ich frage mich bloß, wie er an diese Nummer gekommen ist.«

»Ich war so nett, sie ihm zu geben«, sagt George. »Um mein verlorenes Handy zu finden, hab ich es angerufen. Fand ich ganz einleuchtend. Als die Mailbox anging, hab ich eine Nachricht hinterlassen. >Hier spricht Richter George Mason. Falls Sie dieses Handy gefunden haben, rufen Sie mich doch bitte unter folgender Nummer an.< Hab ich ein paarmal gemacht.«

»Und wie soll er Ihre Mailbox abgehört haben ohne Ihre PIN?«

»Die Nummer ist einprogrammiert, man braucht nur eine Taste länger zu drücken. Offensichtlich ist er dahintergekommen.«

»Offensichtlich«, entgegnet Marina.

»Hat er vielleicht sonst jemanden mit meinem Handy angerufen? Irgendwas von sich verraten?«

»Nein. Der Telefonanbieter sagt, in den letzten zwei Wochen ist nichts verzeichnet.«

»Was heißt das?«

»Wenn er das Handy benutzt hat, dann ausschließlich für Sachen, die unter Ihrem Tarif kostenlos sind. Nur Mailbox und so weiter. Et cetera. Er ist clever«, sagt sie. »Aber das wussten wir ja schon.



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