Basta mit Amore (German Edition) by Sina Moritz

Autor:Sina Moritz [Moritz, Sina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-23T23:00:00+00:00

Da ich zu erschöpft war, um Widerstand zu leisten, saß ich zehn Minuten später hinter Rico auf seinem Motorrad. Ich hatte das Sommerkleid gegen eine lange Hose und ein Top getauscht, darüber meine Jeansjacke gezogen. Es war frisch. Mit einer Hand versuchte ich, den Jackenkragen zu schließen. An einen Schal hatte ich nicht gedacht. Rico tätschelte mein Knie.

„Tutto bene? Alles gut?“

Nichts war gut, dachte ich und schwieg wie so oft am heutigen Abend. Cool war mein Abgang bei der Serenade ganz sicher nicht gewesen. Ich machte mir Gedanken darüber, wie Matteo es aufgenommen hatte. Fand er mich nun immer noch toll? Hätte ich entschiedener reagieren müssen? Hätte es etwas geändert, wenn ich ihm zugehört hätte?

Liebeskummer verbrauchte viel zu viel Energie. Ich dachte in Dauerschleife, war davon genervt und angeödet und konnte es doch nicht ändern.

Es waren noch viele Autos unterwegs. Etliche Scheinwerfer kamen uns mit Abblendlicht entgegen. Rico setzte trotz des ununterbrochenen Mittelstreifens zum Überholen an. Normalerweise hätte ich laut protestiert, doch heute war mir alles egal. Ich wusste nicht, wie lange wir durch die Gegend fuhren. Vielleicht eine halbe Stunde. Rico parkte sein Motorrad auf dem Parkplatz eines Kinos und deutete auf das Gebäude.

„Kein Film“, stöhnte ich. Ich war heute ganz sicher nicht in der Lage, mich auf einen kompletten Film zu konzentrieren. Das fiktive Leben anderer interessierte mich nicht. Ich wollte mein Leben in Ordnung bringen. Meins und das von Matteo. Wären wir in einem Hollywood-Film gewesen, dann hätte ich mich entspannt zurücklehnen und auf das Happy End warten können. So befürchtete ich das Schlimmste. Irgendeine Nischen-Produktion mit offenem Ende oder bis zuletzt leidender Hauptdarstellerin – nämlich mir. Wobei ich in dieser speziellen Geschichte sogar das Gefühl hatte, innerhalb weniger Tage von einer Hauptfigur zu einer Nebenrolle degradiert worden zu sein.

„Kein Film“, sagte Rico. „Wir spielen.“

„Spielen?“

„Warte es einfach ab und komm mit!“

Die von Rico eingetauschten Jetons verschwanden im Einwurfschlitz des Simulators. Er hatte mich lange überreden müssen, doch schließlich hatte ich mich auf ein Rennen eingelassen. Wir saßen in zwei nebeneinander montierten Mini-Ferrari-Verschnitten und fuhren gegeneinander das Große Rennen von Monte Carlo. Fürst Albert und Fürstin Charlène von Monaco sah ich zwar nicht an der Strecke, dafür aber zwei kleine Kinder, die um diese Zeit längst in ihre Betten gehört hätten. Daran, dass Eltern und ihre Kinder hier eine unzertrennliche Einheit waren und die Kleinen wirklich überall mit dabei waren, hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt. Sollte es hier in Italien so etwas wie ein Jugendschutzgesetz geben, dann wurde es von der Bevölkerung kategorisch abgelehnt und einfach komplett ignoriert.

Das kleine Mädchen neben mir feuerte mich an, als die virtuelle Startflagge geschwenkt wurde. Mein Auto startete nur langsam, Rico war mir längst einige Meter voraus. Der Monitor zeigte mir an, dass ich mich auf Platz 8 von 8 befand. Ein schlechter Rang. So käme ich niemals auf das Siegertreppchen. Ich gab Gas und bemühte mich nicht mehr, mittig in der Spur zu bleiben. Das Auto brach kurz aus der Strecke aus, doch es gelang mir, es gleich wieder abzufangen.

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