Bagage Solitaire: Im Herzen des Tempels (German Edition) by Treutinger Herbert

Bagage Solitaire: Im Herzen des Tempels (German Edition) by Treutinger Herbert

Autor:Treutinger, Herbert [Treutinger, Herbert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paris, Roman, Herbert Treutinger, historisch, Bagage Solitaire – Im Herzen des Tempels
Herausgeber: Verlag Neue Literatur
veröffentlicht: 2014-09-01T22:00:00+00:00


Zeichen an der Wand

»Wenn das nicht eine Feder von July ist. Wie kommt den die hier runter?«

Alle sahen verwundert auf dieses kleine Ding und konnten sich keinen Reim darauf machen.

»Frag mich was Leichteres. Ich hab keine Ahnung. Franzoire hat sie dort im Tunnel gefunden.«

Gapp streichelte Franzoire, und die kleine Ratte genoss die Zärtlichkeiten.

»Das hast du fein gemacht, Franzoire«, lobte ihn Gapp und war sichtlich stolz auf seinen Freund.

Ajamo überlegte.

»Das heißt, July muss hier unten gewesen sein. Das ist schon komisch.«

»Mir ist das Ganze nicht geheuer«, mischte sich Gapp ein. »Wir sollten hier ganz schnell wieder verschwinden. Ich hab so ein Gefühl …«

Ajamo entgegnete ihm.

»Wenn du mir sagst, wie wir das anstellen wollen, bin ich sofort dabei, Gapp. Das Tor im Gang ist abgesperrt und dieser Tunnel dort, wer weiß, wo der hinführt.«

Gapp dachte mit Grausen an die letzten Minuten, und sein Entschluss stand fest.

»Also nein, in dieses stinkende Loch bringt ihr mich nicht rein!«

Celine hatte sich neben den großen Kerzenständer auf den Boden gesetzt und ihre Knie angezogen. Sie fror. Ajamo sah zu ihr hinüber.

»Wir sollten nichts überstürzen. Kommt, wir ruhen uns aus. Ich hab noch ein Stück Käse in meiner Tasche.«

Ajamo ging zu Celine, blieb vor der großen Schale stehen und versuchte sie anzuheben. Tatsächlich: Sie ließ sich bewegen.

»Hilf mir mal, Gapp, ich schaff es nicht allein, dass Ding ist verdammt schwer.«

Gapp kam ihm zu Hilfe, und zu zweit hoben sie die Schale aus ihrer Verankerung und stellten sie vor Celine auf den Boden. Anschließend setzten sie sich im Kreis um sie herum. Die Kerzen gaben nicht viel Wärme ab, doch die Kälte war so wenigstens einigermaßen zu ertragen.

»Hast du nicht vorhin was von einem Käse gesagt?«, meinte Gapp beiläufig, und Ajamo lächelte über seine Gefräßigkeit.

»Chaya, kommst du auch zu uns?«, fragte Ajamo.

Sie hatte sich nicht zu ihnen gesetzt, sondern betrachtete still die Malereien an den Wänden.

»Ich komme gleich, nur noch einen Augenblick«, antwortete sie.

Ajamo beobachtete Chaya und war verblüfft, denn sie konnte mit den Zeichen und Bildern an der Wand anscheinend etwas anfangen. Als sie sich endlich auch zu den anderen setzte, fragte sie Ajamo:

»Chaya, du kennst dich mit solchen Dingen aus? Gibt es da was Interessantes zu sehen?«

Chaya sah Ajamo an.

»Ich weiß nicht, dazu war die Zeit jetzt zu kurz. Ich muss die Sachen vielleicht später noch mal genauer anschauen. Solche Wandmalereien erzählen meistens eine Geschichte oder haben eine Botschaft.«

Die Kinder rückten eng zusammen, um das bisschen Wärme auszunutzen und sich gegenseitig zu wärmen. Die flackernden Kerzen warfen lange tanzende Schatten an die Wände, die sich nach oben hin in der Dunkelheit auflösten. In ihrem Rücken spürten sie die Feuchte und Kälte des Kellers. Sie hatten keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. So saßen sie, und die Zeit verging.

»Chaya, darf ich dich was fragen?«, sagte Ajamo nach einer Weile in die Stille hinein.

»Ja, was willst du denn wissen?«

»Du kannst lesen und schreiben. Wo hast du das gelernt? Ich kenne eigentlich niemanden in Sans Abri, der es sonst kann, Madame Marais mal ausgenommen.«

Chaya sah ihn mit großen Augen an, sagte aber nichts.



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