Bad Tuesdays 4 by Benjamin J. Myers

Bad Tuesdays 4 by Benjamin J. Myers

Autor:Benjamin J. Myers [Myers, Benjamin J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Freies Geistesleben
veröffentlicht: 2011-10-21T22:00:00+00:00


KAPITEL 11

Als Splinter noch mit Box und Chess am Kai lebte, gab es ein Spiel, das sie oft mit den anderen Kanalratten spielten. Am westlichsten Rand des Kais, in der Nähe des Hafens, standen eine Reihe von Kränen, mit denen man die Schwimmbagger in den Fluss abließ. Die Kräne waren nicht besonders hoch, aber als Splinter noch eine sehr junge Kanalratte gewesen war, waren sie ihm riesig vorgekommen. Manchmal, wenn die Kräne in Betrieb waren, kletterten er und die anderen an den Metallstreben nach oben und hängten sich an den Gerüstarmen über den Fluss. Es galt, möglichst lange so hängen zu bleiben. Wer es am längsten aushielt, hatte gewonnen. Es war schwer, durchzuhalten, während der Arm des Krans immer höher wanderte oder die eigenen, hageren Arme zum Zerreißen schmerzten. Die Kinder waren der festen Überzeugung gewesen, dass der Fall von ganz oben einen töten würde, wenn man dann losließe. Chess, Hex, Lynch und Jerky hatten immer früher losgelassen als Splinter, Box und Pacer. Und dann waren auch diese drei abgesprungen, entweder wegen der Höhe oder wegen der brennenden Muskeln. Niemand hatte es bis nach ganz oben geschafft.

Es war ein bisschen so wie damals, dachte Splinter, als die Limousine in Richtung Stadtzentrum brauste. Nur dass er jetzt allein war. Und diesmal musste er bis zur Spitze durchhalten.

Er durfte unter keinen Umständen loslassen. Nicht, dass Splinter das gewollt hätte. Er hatte seinen Plan bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, und er wollte bis ganz nach oben kommen. Aber der Weg dorthin war schwer, und ihm waren die Tricks und Kniffe ausgegangen. Alles, was er im Moment noch tun konnte, war zu warten – wie eine Schlange im Verborgenen –, bis er die Gelegenheit bekam, wieder ein Stück vorzurücken. Aber Fenley Ravillious war so schlau, so hinterhältig, so wachsam, so mächtig, dass die Gelegenheit, auf die Splinter wartete, einfach nicht kommen wollte. Der Weg ganz nach oben schien ihm versperrt zu sein – bis er eines Tages die Waffe fand.

Splinter hatte die Waffe, einen kleinen silberfarbenen Revolver, in Ravillious’ Büro im zehnten Stock des CREX-Turms entdeckt, in seiner Schreibtischschublade. Wie ein schlechter Geruch stahlen sich Splinters Finger stets und ständig in alle Winkel und Nischen, und als er vor einigen Tagen in diesem Büro gewesen war, waren sie spinnengleich in die Schublade gekrabbelt. Und da war sie. Die Waffe.

Aber wenn er damit durchkommen wollte, würde er sich auf sein ureigenes rücksichtsloses Genie verlassen müssen. Wenn er daran dachte, wie brutal Ravillious mit Oriana Lache umgesprungen war, fiel ihm das gar nicht schwer. Im Gegenteil: Es fühlte sich an, als ob er das Richtige tat.

Seit etwa zwei Wochen war Splinter bei Ravillious. Splinter musste ihn begleiten, wo immer er auch hinging. Er redete wenig, aber er behielt Splinter immer in seiner Nähe, bis der sich vorkam wie das Maskottchen des Kristallpriesters. Die meiste Zeit übersah Ravillious Splinter einfach, tat so, als wäre er nicht da. Er hatte ihm keine neuen Kleider angeboten, und Splinter hatte nicht um welche gebeten. Er zog es vor, weiter seinen



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