Backup by Doctoroj Cory

Backup by Doctoroj Cory

Autor:Doctoroj, Cory [Doctoroj, Cory]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-09-08T22:00:00+00:00


Zehn Minuten, nachdem ich im Hotel eingetroffen war, tauchte Dan dort auf und rüttelte an meiner Tür. Ich war völlig weggetreten, als ich die Tür öffnete. Er hatte eine Flasche Tequila dabei – meinen Tequila, den er aus dem Haus mitgebracht hatte, das ich mit Lil bewohnt hatte.

Er setzte sich aufs Bett und starrte auf die mit Logos gemusterte Tapete. Ich nahm ihm die Flasche ab, holte aus dem Badezimmer zwei Gläser und goss ein.

»Es ist meine Schuld«, erklärte er.

»Dachte ich mir.«

»Wir haben vor einigen Tagen abends ein paar Gläser miteinander getrunken. Sie war wirklich deprimiert. Hatte dich seit Tagen nicht gesehen, und wenn sie dich mal zu sehen bekam, bist du immer gleich auf sie losgegangen. Du hast sie nur angeschnauzt, mit ihr gestritten, sie beleidigt. «

»Also hast du’s ihr besorgt.«

Er schüttelte den Kopf, dann nickte er und trank einen Schluck. »Ich geb’s zu. Es ist lange her, seit ich das letzte Mal …«

»Du hast mit meiner Freundin geschlafen, in meinem Haus, während ich arbeiten war.«

»Jules, es tut mir leid. Ich hab’s getan, und nicht bloß einmal. Ich war euch beiden kein besonders guter Freund. Sie ist ziemlich niedergeschlagen. Sie wollte, dass ich zu dir fahre und dir sage, dass es alles ein Missverständnis war, dass du einfach paranoid gewesen bist.«

Wir saßen eine Zeitlang schweigend da. Ich füllte sein Glas nach, dann meins.

»Ich konnte es nicht«, sagte er. »Ich mache mir Sorgen um dich. Irgendetwas stimmt nicht mit dir, schon seit Monaten fällt’s mir auf. Ich weiß nicht, was es ist, aber du solltest einen Arzt aufsuchen. «

»Ich brauche keinen Arzt«, fuhr ich ihn an. Der Schnaps hatte das taube Gefühl beseitigt und eine schwärende Wut und einen galligen Geschmack im Mund zurückgelassen, meine ständigen Begleiter. »Ich brauche einen Freund, der nicht gleich meine Freundin bumst, wenn ich ihm den Rücken zuwende.«

Ich warf mein Glas an die Wand. Es prallte ab, hinterließ Tequila-Flecken an der Wand und rollte unters Bett. Dan zuckte zusammen, blieb aber sitzen. Wäre er aufgestanden, hätte ich ihm eine verpasst. Dan ist gut darin, Krisen zu bewältigen.

»Falls das ein Trost ist: Ich rechne damit, dass ich bald tot bin.« Er grinste schief. »Mein Woppel macht sich. Die Modernisierung dürfte mich ganz nach vorn bringen. Dann kann ich mich verabschieden. «

Das brachte mich zur Besinnung. Ich hatte es tatsächlich irgendwie zu verdrängen geschafft, dass Dan, mein guter Freund Dan, sich umbringen wollte.

»Du willst es also wirklich tun?« Ich setzte mich neben ihn. Der Gedanke schmerzte. Ich mochte diesen Mistkerl. Er war vermutlich der beste Freund, den ich je gehabt hatte.

Als jemand an die Tür klopfte, öffnete ich sie, ohne durch den Spion zu schauen. Es war Lil.

Sie wirkte jünger denn je. Jung, klein und elend. Eine abfällige Bemerkung blieb mir im Hals stecken. Ich hätte Lil lieber in den Arm genommen.

Sie schob sich an mir vorbei und ging zu Dan, der sich aus ihrer Umarmung wand.

»Nein.« Er stand auf und setzte sich auf die Fensterbank, um auf die Lagune der Sieben Meere hinauszustarren.

»Dan hat mir gerade erklärt, dass er in ein paar Monaten aus dem Leben scheiden will«, sagte ich.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.