Auto Macht Geld · Die Geschichte der Familie Porsche Piech by Meck Georg

Autor:Meck, Georg [Meck, Georg]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographie & Autobiographie
ISBN: 9783644100039
Herausgeber: Rowohlt Verlag
veröffentlicht: 2016-11-25T00:00:00+00:00

Wie böse darf es sein? Sex, Scheidungen und sonstige Dramen

Die Macht eines Familienoberhauptes ist beschränkt, lehrt die Begegnung mit Wolfgang Porsche. Ein Clan ist nicht soldatisch zu organisieren. Nicht mal Psychologen helfen, wenn starke Gefühle im Spiel sind, das ist eine Lehre seines Vaters Ferry. Liebe und Verrat sind die stärksten Emotionen. Beides durchlebten die Porsches und Piëchs reichlich, stets in der Gefahr, das Gefüge in der Familie durcheinanderzubringen.

Andere Familien gehen sich nach so bitteren Auseinandersetzungen aus dem Weg, dies schließt sich aus im Fall der Porsches und Piëchs: Durch die Firmen sind sie aneinandergekettet. Ein Ausstieg ist nicht ohne Weiteres möglich.

Besonders verzwickt wird es, wenn sich die Rivalität zwischen den Stämmen bis ins Liebesleben erstreckt, so wie im Fall von Marlene Porsche, ehemals Gattin von Gerhard Porsche, die mit Cousin Ferdinand Piëch eine Affäre beginnt. Die Narben, die das im Rest des Clans geschlagen hat, sind auch Jahrzehnte danach nicht verheilt.

Ausgerechnet Anfang der 70er, als gerade Krieg in der Familie ist, spannt Ferdinand Piëch dem Cousin die Frau aus. Das wird ihm in Teilen der Familie bis heute nachgetragen, auch weil es machtpolitisch von Belang ist: Die Porsche-Seite hat dadurch an Einfluss verloren. Als Marlene Porsche sich scheiden lässt, muss ihr der Gatte Teile des Besitzes abtreten. Die Folgen haben Verliebte in der Familie bis heute auszubaden: Die Statuten verlangen nun strikte Verträge unter Heiratswilligen. Bevor ehelich geküsst wird, sind Anwälte gefordert.

In der aufgewühlten Phase damals wird Ferdinand Piëch unterstellt, er wolle sich einen höheren Anteil am Unternehmen krallen durch die amouröse Verbindung mit Marlene. «Schon aus diesem Grund wäre eine Heirat für mich nie in Betracht gekommen», hat er später zu Protokoll gegeben. Diesem ungeheuerlichen Verdacht will er keinesfalls Vorschub leisten.

Zwölf Jahre lebt Piëch «mehr oder weniger» mit Marlene zusammen, zwei gemeinsame Kinder sind Ergebnis der Verbindung sowie zwei weitere mit einer anderen Frau während dieser Phase. «Ich kann mich ins asketische wie ins orientalische Wesen hineindenken», schildert Ferdinand Piëch in seiner Autobiographie diese Zeit. «Jedenfalls weiß ich, dass ich meine Schaffenskraft aus den ruhigeren Zeiten geschöpft habe.»

Schließlich klingt die Beziehung aus, als Ferdinand Piëch sich in das Kindermädchen Ursula Plassner verliebt, seine heutige Gattin. Mit ihr hat er drei Kinder, nach außen dringt nichts als Harmonie.

Gerhard Anton Porsche, von Beruf Landwirt, der damalige Ehemann von Marlene, hat heute mit der Familie offenbar nur noch wenig am Hut. Er kommt zu Hochzeiten, Geburtstagen, auch zum Dirndlball auf dem «Schüttgut», nimmt ansonsten aber wenig Rücksicht auf den Comment innerhalb der Familie.

Die Sitten mögen sich gelockert haben, trotzdem ist jedem bewusst, dass es etwas Besonderes ist, ein Porsche oder Piëch zu sein. Wer das nicht beherzigt oder aus niederen Schichten zu dem Clan stößt, hat mit Abstoßreaktionen zu rechnen. Daran sind schon Ehen gescheitert, so im Fall von Hans-Peter Porsche, der sich unter seinem Stand verliebt: Ausgerechnet in eine Angestellte verguckt sich der Ingenieur, Bruder von Wolfgang Porsche und Produktionschef in Zuffenhausen, in den 60er Jahren.

Zwei Welten prallen aufeinander, die Gegensätze ziehen sich an: Hier die Tochter eines Dorfmetzgers mit Nebenerwerbsbauernhof, dort der Spross aus dem Porsche-Clan.

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