Auswahl aus des Teufels Papieren by Jean Paul
Autor:Jean Paul [Jean Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 386150152X
Herausgeber: Zweitausendeins
veröffentlicht: 1996-04-27T22:00:00+00:00
â â Aufgewacht. Zuhörer! ihr werdet iezt wie Epimenides und die Siebenschläfer, mit eueren muntern Augen auf groÃe Veränderungen um euch treffen und gar nicht wissen, wo ihr sizt. Denn während ihr ganz ruhig schliefet, haben wir, ich und der Pfarrer die grösten Dinge unternommen und vollendet. In einem so engen Zeitraum muste sich der ganze vierte Theil â er war denke ich der längste unter allen, da ich zumal noch an ihn den fehlenden ersten sties â von mir umständlich abpredigen lassen, und der überrittene Pfarrer schnaubt iezt erst (wie ich eben höre) in der Hälfte des vierten Theiles herum. Ich lies mich im besagten Theile über vieles nach meinem besten Wissen heraus und blieb immer allgemein nützlich. Es wird mir nichts schaden, daà ich darin nicht gelassen genug mich der Damen annahm, die die Gedächnisfehler anderer Damen â eine Dame vergisset oft dieses sie vergisset oft ienes Gebot, übertreten aber wird sie keines â schon mit der Zunge abzustrafen eilen ehâ sie noch begangen worden: denn ich konnte mich dabei recht auf den Beckaria steifen, der den Zwischenraum zwischen dem Verbrechen und der Strafe möglichst abzukürzen anräth; ich sagte, solche Damen, die einen Fehler so schnell abstrafen, daà die Thäterin gar nicht Zeit hat, ihn vorher zu begehen, ständen vielleicht weit den Richtern vor, die oft das gröste Verbrechen erst heimsuchen, wenn es schon bereits verübet worden. â Hätte niemand geschlafen: so hättâ ich in diesem Theile sicher, ganz anders als ich that bewiesen, daà ein grosser Verläumder durch Reichthum glaubwürdig genug werde und sich auf gar keine andere Gründe zu beziehen brauche, als auf liegende, daher denkende Advokaten in ihren Fragartikeln allezeit die Glaubwürdigkeit nach dem Gelde schätzen und einem begüterten Zeugen mehr als einem dürftigen glauben. Ich hätte hierüber das merkwürdigste nicht vergessen sollen; mein eignes Beispiel nämlich, daà ich statt daà der römische Prätor, wenn er iemand verdammte, vorher seinen kostbaren Purpurrok von sich warf, allemal wenn ich einen oder mehrere zu verleumden hatte, (welches oft nicht anders sein kann) einen feinen Rok anzog, damit niemand denken konnte, ich löge. â Jezt hättâ ich mehr Zeit als bei der hastigen Durchrennung des vierten Theils, es zu untersuchen, warum â ob aus Trägheit oder Unverstand â die wenigsten Menschen die Fehler des andern so zergliedern, daà aus einem mehrere werden: allein um nur einige oder mehrere Minuten zu erkargen, stelltâ ich mich als fiele mirs gar nicht ein, daà Augustin und die Theologen uns die brauchbarsten Handgriffe davon längst an der Sünde Adams vorgemacht; ich wuste, ich hätte dann die lange Ausrufung thun müssen: »Wenn der h. Augustin (in seinem Enchiridion) in der Aepfelnäscherei der ersten Eltern die Sippschaft aller Sünden antrift und diese Universalsünde in Stolz, Gotteslästerung, Todschlag, Hurerei und Geiz paraphrasiren kann: so sind wir Menschen ia nicht werth, daà wir nur eine spitzige und vernünftige Zunge führen, wenn wir mit ihr nicht aus einer kleinen Sünde â ich sage nicht einmal, mehrere sondern nur â eine groÃe spinnen wollen oder können; ia wie
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