Aufzeichnungen eines Dirty Old Man by Bukowski Charles

Aufzeichnungen eines Dirty Old Man by Bukowski Charles

Autor:Bukowski, Charles [Bukowski, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-10-402763-0
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2013-10-15T04:00:00+00:00


21

Der Tod von Henrys Mutter machte keine Komplikationen. Nettes katholisches Begräbnis, wie es sich gehörte. Der Sarg blieb zu. Der Priester schwenkte ein paar Mal sein Rauchfass, und damit hatte es sich. Henry ging von der Beerdigung aus direkt zum Rennplatz, erwischte einen guten Lauf und bandelte schließlich mit einer Chinesin an, die ihn mit auf ihr Zimmer nahm. Sie machte Steaks, und dann stiegen sie ins Bett.

Als sein Vater starb, ging es nicht so einfach ab. Der Sarg blieb offen, und die Geliebte seines Alten – er sah sie zum erstenmal, eine gewisse Shirley –, diese Shirley also warf sich über den Sarg und heulte und zeterte und hievte den Oberkörper des Toten halb aus dem Sarg und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Man musste sie mit Gewalt entfernen. Und als Henry wenig später die Treppe herunterkam, warf sie sich ihm in der Halle um den Hals und küsste ihn. »Oh, du siehst genau so aus wie dein Vater!« Während sie ihn küsste, wurde er ziemlich scharf, und als es ihm schließlich gelang, sie wegzustoßen, kam vorne auf seiner Hose ein feuchter Fleck durch. Er hoffte, dass die Trauergäste nichts merkten. In Gedanken machte er sich in Sachen Shirley einen Knoten ins Taschentuch. Sie war nicht viel älter als er.

Von der Beerdigung aus ging er auf den Rennplatz, aber es war keine Chinesin aufzutreiben, und außerdem verlor er einige Einsätze. Der Alte hatte wohl doch ein Stigma auf ihm gelassen.

Laut Notariat gab es kein Testament. Es gab auch kein Geld, nur ein Haus und einen Wagen. Henry und seine alte Freundin Maggy nahmen beides sofort in Beschlag.

Um die Mittagszeit pflegte er aufzustehen und den Rasen unter Wasser zu setzen. Und die Blumen. Der Alte war ein Blumennarr gewesen. Henry stand auf dem Rasen mit dem Wasserschlauch in der Hand und dachte daran, wie ihn sein Alter gehasst hatte, weil er nicht arbeiten wollte und ständig soff und sich mit Weibern herumtrieb. Und jetzt hatte er das Haus und den Wagen, und der Alte sah das Gras von unten wachsen. Allmählich machte er sich mit den Nachbarn bekannt. Mit einem der Typen kam er in näheren Kontakt. Er arbeitete in einer Wäscherei. Harry hieß er.

Harry hatte einen ganzen Hinterhof voller Vögel. Zusammen an die 5000 Dollar wert. Alle Arten von Vögeln. Eine Menge exotisches Federvieh darunter. Einige konnten sogar reden. Einer sagte ständig »Go to hell go to hell!« Henry verpasste ihm einmal eine kalte Dusche, aber es nützte nichts, der Vogel keifte ihn an: »Hast du mal Feuer?«, und dann sagte er mehrere Male ganz schnell hintereinander: »Go to hell!« Der ganze Hinterhof war vollgestapelt mit Käfigen aus Maschendraht. Harry lebte nur für seine Vögel. Henry lebte für seine Flasche, und für die Mösen. Vielleicht würde er es mal mit so einem Vogel versuchen … Aber wie stellte man das an?

Maggy war gut auf der Matratze, aber da sie halb Irin und halb Indianerin war, entwickelte sie ein fürchterliches Temperament, sobald sie was getrunken hatte, und er musste sie in regelmäßigen Abständen verprügeln.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.