Aufstand der Gerechten by Brian McGilloway

Aufstand der Gerechten by Brian McGilloway

Autor:Brian McGilloway
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783832186586
Herausgeber: DuMont Buchverlag, Köln
veröffentlicht: 2012-08-16T22:00:00+00:00


21

Als ich im Krankenhaus eintraf, warteten die McCruddens am Ende des Korridors, während die Pflegekräfte sich um Caroline kümmerten. John McCrudden erzählte mir, was geschehen war. Caroline und Simon hatten sich beim Essen nach der Beerdigung gestritten. Er hatte ihr vorgeworfen, sie sei schuld an Peters Tod, außerdem hatte er den übrigen Trauergästen erzählt, sie habe Peter verboten, ihn zu sehen.

Im Verlauf des Nachmittags und frühen Abends habe sie sich immer mehr in sich selbst zurückgezogen. Ihre Mutter hatte ihr eine zweite Valiumtablette gegeben, nachdem sie ihr ja bereits vor der Beerdigung eine verabreicht hatte. Die Eltern hatten ihr vorgeschlagen, bei ihnen zu übernachten, doch sie hatte darauf bestanden, nach Hause zu fahren.

Um kurz nach sieben Uhr heute Morgen hatte sie dann ihre Mutter und ihren Vater angerufen, ihnen für ihre Unterstützung während der vergangenen Wochen gedankt und ihnen gesagt, dass sie sie liebe.

»Ich wusste es einfach«, sagte ihr Vater. »Man kennt doch die eigene Tochter.«

Ich nickte unbehaglich.

»Also habe ich mich ins Auto gesetzt und bin zu ihr gefahren. Vom Bett direkt ins Auto.« Er deutete auf seinen Hals, wo der Kragen des Schlafanzugs aus dem Ausschnitt seines Pullovers ragte. »Sie hat nicht aufgemacht, obwohl ich mehrfach laut geklopft habe. Ich habe einen Ersatzschlüssel, damit konnte ich hinein. Sie lag in der Badewanne.«

Er hielt inne und reckte ein wenig das Kinn, als wollte er die Tränen zurückhalten, die ich in seine Augen treten sah. Er schluckte geräuschvoll, schniefte und zupfte am Saum seines Pullovers.

»Ich dachte schon, ich wäre zu spät gekommen. Sie lag einfach da, im Wasser. Sie war so kalt. Sie war so …« Er legte sich eine zitternde Hand auf den Mund, als wollte er verhindern, dass er noch mehr sagte, und sein Blick schien auf irgendetwas in mittlerer Entfernung zu ruhen.

»Sie haben ihr das Leben gerettet«, sagte ich.

»Sie hatte sie schon geschluckt. Eine ganze Packung Paracetamol. Die Ärzte glauben, sie hat das meiste wieder erbrochen, aber es wird eine Weile dauern, bis sie wissen, ob ein Leberschaden zurückbleibt.«

»Sie lebt noch, John, dank dir«, flüsterte Rose McCrudden.

Er nickte und murmelte beinahe wie an sich selbst gerichtet: »aye«. Seine Frau lächelte traurig und strich ihm über den Oberarm.

Schließlich ließ man uns zu Caroline hinein, und zu meiner Überraschung war sie wach. Allerdings hatte ihre Haut beinahe die gleiche Farbe wie das Tuch, das ihre untere Körperhälfte bedeckte. Um den Mund hatte sie noch Kohleflecken vom Magenauspumpen.

Als sie ihren Vater erblickte, begann sie zu weinen, und schwere quälende Schluchzer erschütterten ihren gesamten Körper. Er beugte sich zu ihr hinab und umarmte sie fest, während seine Frau danebenstand und Caroline die Hand auf den Rücken gelegt hatte. Ich entschuldigte mich und ging hinaus, um zu rauchen. Ich rief Debbie an, erzählte ihr, wie es um Caroline stand, und erkundigte mich, wie es Penny nach unserer Auseinandersetzung ging.

Als ich in Carolines Krankenzimmer zurückkehrte, hatte sie sich ein wenig beruhigt. Ihre Mutter saß auf dem Stuhl an ihrem Bett und beschäftigte sich damit, einige Habseligkeiten ihrer Tochter auf dem Nachttisch zu ordnen.

Caroline nickte trostlos, bemühte sich jedoch, meinem Blick standzuhalten.



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