Aufstand der Alten by Brian W. Aldiss

Aufstand der Alten by Brian W. Aldiss

Autor:Brian W. Aldiss
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Science Fiction
veröffentlicht: 2010-11-21T23:00:00+00:00


Er fand sich in einer unwirklichen Situation wieder. Junge Frauen saßen spärlich bekleidet an Tischen und unterhielten alte Männer mit Physiognomien wie schlecht eingerollte Segel. Ihre Lippen waren geschminkt, ihre Wangen rosa überhaucht, die Augen dunkel und feuchtschimmernd. Das Mädchen, dem Graubart am nächsten war, trug weitmaschige Netzstrümpfe, die in spitzengesäumten roten Satinhöschen endeten, und dazu ein kurzes Röckchen gleichfalls roter Farbe mit einladenden Messingknöpfen, die unter einem teilweise verhüllten Busen von solcher Pracht endeten, daß Graubart ungläubig blinzelte.

Zwischen diesem Schauspiel und Graubart befanden sich mehrere Beine, von denen er ein Paar als Marthas erkannte. Dieses Wiedererkennen machte ihm klar, daß dies alles weit davon entfernt war, ein Traum zu sein. Er ächzte, und Marthas Gesicht beugte sich auf seine Ebene herunter; sie legte ihre verarbeitete Hand an sein Gesicht und küßte ihn.

»Mein armer alter Schatz, jetzt wird es dir gleich besser sein.«

»Martha ... Wo sind wir?«

»Sie wollten dich lynchen, weil du diesen Eunuchen von der Garage angegriffen haben sollst. Charley hörte sie und holte Pitt und mich. Wir kamen so schnell wir konnten. Nun werden wir über Nacht hierbleiben, und morgen früh wird es dir wieder gut gehen.«

Nun erkannte er auch zwei der anderen Beinpaare; an beiden klebten Schlamm und Marschgras; ein Paar gehörte Charley, das andere Jeff Pitt. Er fragte noch einmal, etwas kräftiger: »Wo sind wir?«

»Sei froh, daß sie dich nicht umgebracht haben«, grunzte Pitt.

»Wir sind im Haus neben der Garage, wo sie dich niederschlugen«, sagte Martha. »Nach seiner Beliebtheit zu urteilen, ist es ein Haus von ziemlich gutem Ruf.«

Er gewahrte das flüchtige Lächeln in ihrem Gesicht, und er drückte ihr die Hand, um zu zeigen, wie er eine Frau schätzte, die sogar das Unerfreuliche mit Humor zu nehmen wußte.

»Hilf mir auf die Beine, ich kann stehen«, sagte er.

Bitt und Charley nahmen ihn unter den Schultern. Nur ein Beinpaar, das er nicht kannte, blieb unbewegt. Beim Aufstehen ließ er seinen Blick von unten nach oben an der fremden Gestalt emporwandern; von der sauberen Hose zu einem extravaganten Mantel aus Kaninchenfellen. Die Felle bewahrten die Köpfe dieser Nager, Zähne, Ohren, Schnurrbarthaare und alles; die Augen waren durch schwarze Knöpfe ersetzt; einige der Ohren ungeschickt konserviert, waren unschön geschrumpft, aber der Effekt war unleugbar majestätisch. Als Graubarts Augen in eine Ebene mit denen des Mantelträgers kamen, sagte er: »Bunny Jingadangelow, wenn ich recht vermute?«

»Doktor Jingadangelow, zu Ihren Diensten, Mr. Timberlane«, antwortete der Mann in dem Mantel mit einer angedeuteten Verbeugung. »Es freut mich, daß meine Dienste einen so ausgezeichneten und raschen Effekt auf Ihre Verletzungen haben, aber wir können die Frage Ihres Verpflichtetseins mir gegenüber später erörtern. Zuerst, so meine ich, sollten Sie Ihren Blutkreislauf durch einen kleinen Rundgang im Raum wieder normalisieren. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen behilflich bin.«

Er nahm Graubarts Arm und begann ihn zwischen den Tischen herumzuführen. Graubart widersetzte sich nicht; er hatte genug zu tun, den Mann im Kaninchenmantel zu studieren. Jingadangelow schien nicht älter als Ende Fünfzig zu sein – höchstens fünf oder sechs Jahre älter als Graubart. Er trug einen gezwirbelten Schnurrbart



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