Auf die feine Art by Leena Lehtolainen

Auf die feine Art by Leena Lehtolainen

Autor:Leena Lehtolainen
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Krimi
veröffentlicht: 2011-02-22T23:00:00+00:00


Neun

Wie das andere Mädchen

»Du kannst mir nichts vorwerfen, auch wenn ich mich falsch erinnert hab«, giftete Mallu mich an. Es war Donnerstagvormittag geworden, bevor ich sie endlich telefonisch erreichte, um sie noch einmal zu fragen, wo sie gewesen war, als Armi ermordet wurde.

»Außerdem hab ich der Polizei schon alles gesagt, und meines Wissens bist du keine Polizistin!«

»Hör mal, Mallu, könnten wir uns trotzdem treffen?« Natürlich hatte sie Recht: Ich hatte keinerlei Befugnis, sie zu vernehmen.

Am Mittwoch war ich völlig verkatert gewesen, hatte mit Müh und Not Routinearbeiten bewältigt und war am Abend beim Eisessen vor dem Fernseher eingeschlafen. Den Donnerstagmorgen hatte ich dann mit dem grandiosen Gefühl begonnen, das jeder kennt, der schon mal einen Hangover überstanden hat.

Schließlich konnte ich Mallu überreden, am Nachmittag in die Kanzlei zu kommen. Ich radelte ins Zentrum von Tapiola, um mir etwas zum Mittagessen zu holen, bevor der nächste Klient kam.

»Na, wie geht’s dem Stahlross? Keine Beschwerden?« Make stand rauchend vor seinem Geschäft. Ich zuckte zusammen. Sollte das eine ironische Bemerkung sein – oder eine Warnung?

»Wie meinst du das? Hast du was damit zu tun?« Ich zeigte ihm die abgerissenen Bremsseile, die Antti und ich notdürftig geflickt hatten.

»Ist dir was passiert?« Make wirkte ehrlich überrascht.

»Nichts weiter, nur die Lenkstange hat sich gelöst, auf dem Uferweg in Toppelund, und ich bin ins Meer geflogen. Sieht so aus, als hätte jemand nachgeholfen.«

»Da haben sich bestimmt irgendwelche Halbstarken einen Spaß erlaubt.«

»Mag sein. Sag mal, wie lange warst du eigentlich mit Sanna befreundet?«

Der abrupte Themenwechsel schien Make zu befremden, er sah mich verblüfft an. »Na ja, nicht sehr lange … Sanna ist … im März … gestorben. Wir hatten uns kurz vor Weihnachten in der Kneipe da drüben kennen gelernt.« Er gab sich vergeblich Mühe, locker zu wirken.

»Drei Monate … das ist wirklich nicht viel. Trotzdem scheinst du immer noch um Sanna zu trauern.«

Make trat seine Kippe aus. »Du begreifst nicht, wie das ist, wenn deine Liebe nicht ausreicht. Wenn der Mensch, den du am liebsten hast, sich trotz deiner Liebe umbringt. Und du stehst daneben und kannst ihn nicht daran hindern.«

»Keiner kann einen anderen erlösen! Jeder muss sich selbst retten«, sagte ich im besten Predigerton.

»Sanna war eine tolle Frau … Sie war viel klüger als ich, redete dauernd über Literatur und Philosophie. Vielleicht war sie zu klug für diese Welt«, setzte Make niedergeschlagen hinzu.

»Was weißt du von ihren früheren Freunden? Mit wem war sie vor dir zusammen?«

»Mit so ’nem Arschloch, der sie verprügelt hat. Der war gerade wegen Drogen in den Knast gewandert. Hakanen oder Hakala …«

»Ode Hakala?«

»Ja genau, so hieß er. Sanna hat mir mal Fotos gezeigt, das war so ein Schwarzhaariger, sah ziemlich böse aus. Sanna hat ihn ein paar Mal besucht, ich war ein bisschen eifersüchtig. Aber wieso fragst du die ganze Zeit nach Sanna?«

»Sie interessiert mich eben. Und es tut mir Leid, dass ich so wenig Kontakt mit ihr gehalten hab. Vielleicht fühl ich mich auch ein bisschen schuldig, so wie du.«

Makes Gesicht hellte sich auf.

»Jetzt versteh ich … dich hat sie gemeint,



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