Argwohn by Saborowski Jenk

Argwohn by Saborowski Jenk

Autor:Saborowski, Jenk [Saborowski, Jenk]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492963046
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-02-01T23:00:00+00:00


KAPITEL 49

Saragossa, Spanien

Montag, 15. Juli 2013, 9.28 Uhr (zur gleichen Zeit)

Comisario Jaime Zubiri war ein viel beschäftigter Mann. Als Paul Regen sein Büro betrat, telefonierte er auf zwei Apparaten gleichzeitig. Der Aktenstapel auf seinem Tisch hätte Adelheid Auch die Tränen ins Gesicht getrieben und bei Paul Regen Schweißausbrüche verursacht. Paul Regen stellte seine Füße unter den Tisch des Comisarios und wartete.

Eine Viertelstunde später hatte Jaime Zubiri aufgelegt, und Paul gab ihm die Hand. Jaime Zubiri hatte tatsächlich mehr Fälle auf dem Schreibtisch, als jeder deutsche Beamte in einem Jahr hätte bewältigen geschweige denn aufklären können. Trotzdem war er bereit, dem Kollegen aus Deutschland zu helfen. Und die Verständigung auf Englisch war deutlich einfacher, wenn man das Gesicht seines Gegenübers beobachten konnte.

»Kommen Sie mit«, sagte Paul Zubiri, nachdem das Telefon auf seinem Schreibtisch zum vierten Mal innerhalb weniger Minuten geklingelt hatte. »Hier hat das keinen Zweck.«

Sie fuhren in seinem alten Seat, bei dem man die Fensterscheiben noch per Hand herunterkurbeln musste und der natürlich keine Klimaanlage besaß, bis zu einem Industriegebiet am Rande der Stadt. Die vierspurige Straße schnitt durch Tankstellen, Autohäuser und kleine Industriebetriebe in flachen Betonbunkern mit großen Leuchtreklamen auf den Dächern. An einer Waschstraße lenkte Jaime den Ibiza auf einen großen Parkplatz und ließ den Wagen vor einem Baumaschinenverleih ausrollen.

»Das boomt hier, was?«, fragte Paul Regen.

»Es hat geboomt«, sagte Jaime Zubiri und riss die Handbremse bis zum Anschlag. Als er den Zündschlüssel herauszog, stellte auch die Lüftung ihren Betrieb ein. Es war heiß, zu heiß für Paul Regen.

»Sie haben gebaut und gebaut und gebaut, bis kein Geld mehr da war«, sagte der Comisario und stieg aus.

»Die Finanzkrise, ich weiß schon«, sagte Paul Regen.

»Nicht nur das«, sagte Paul Zubiri. »Bei einem Wolkenkratzer, der das höchste Gebäude Spaniens werden sollte, haben sie einfach den Aufzug vergessen. Kann man das glauben?«

Das konnte Paul Regen tatsächlich nicht glauben. Welcher Architekt könnte so bescheuert sein und bei einem Hochhaus den Aufzug vergessen? Nicht einmal der bürokratischste aller Oberbürokraten würde bei einer Inspektion zwanzig Stockwerke nach oben laufen, ohne sich zu wundern.

»Und hier hat er sie abgelegt?«, fragte Paul Regen.

Jaime Zubiri deutete auf den Bürgersteig vor dem Baumaschinenverleih.

»Hier stand alles voller Container zu der Zeit. Und ich würde eher sagen, hier hat er Ene Akiode weggeworfen.«

Paul Regen wusste, dass der Ablageort eine der entscheidenden Informationen über einen Täter liefern konnte. Er lief den Bordstein entlang. Paul kannte die Bilder aus der Akte: die rostigen roten Container, die Baustellentoiletten. In einer davon hatte man sie gefunden. Eine geöffnete Tür, weißes Plastik. Darin die hellblaue Plastikverschalung. Ihre dunklen Haare an der Seitenwand, plattgedrückt von ihrem Gesicht. Starr und ausdruckslos traten die Augäpfel aus ihren Höhlen. Glücklicherweise konnte die Auflösung der Kamera die Fliegen nicht erfassen, und die Detailbilder hatte Paul Regen sich noch nicht angesehen. Es war nicht dasselbe. Sein Arm, die Beine aus Frankreich und die beiden Köpfe waren verpackt abgelegt worden. Zwar auf unterschiedliche Art und Weise, aber der Täter war mit den Körperteilen sorgsam umgegangen. Was Ene Akiode betraf, hatte Jaime Zubiri recht: Sie war weggeworfen worden wie Abfall.



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