Apple und Rain by Crossan Sarah
Autor:Crossan, Sarah
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-cbt HC
veröffentlicht: 2016-06-07T10:54:07+00:00
In der Mittagspause parke ich Del mit einem schlappen Kantinen-Sandwich auf dem Schulhof und gehe zur Orchesterprobe in den Musikraum. Ich setze mich auf meinen Platz und spiele ein paar Tonleitern, um meine Klarinette aufzuwärmen, während ich auf Mr Rowls und den Rest der Truppe warte. Nach ein paar Minuten öffnet sich die Tür und Egan Winters kommt mit seinem Flötenkasten herein.
»Hi, Apple«, begrüßt er mich. »Apple ist doch richtig, oder?«
Ich nicke.
»Ich liebe iPhones. Und Macs. Ich wundere mich jedes Mal, wenn jemand ein Handy aus der Tasche zieht, das kein iPhone ist. Weißt du, was ich meine?«
Wieder nicke ich.
Er zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich neben mich. »Deine Mutter ist echt nett. Und sieht ziemlich jung aus.«
»Sie ist einunddreißig.«
»Wie bitte? Mein Gott, sind meine Eltern alt! Meine Mutter ist fast sechzig und Dad sogar fünfundsechzig.«
»Oh, genau wie meine Oma, glaube ich.« Keine Ahnung, warum ich ihm das erzähle.
Er schaut mich an und lächelt. Ich kann nicht deuten, ob es ein mitleidiges Lächeln ist oder ein echtes. Dann packt er seine Flöte aus und legt die Finger auf die Klappen.
»Mum veranstaltet alle naselang irgendwelche Partys«, sage ich. »Nächsten Samstag gibt sie wieder eine.«
»Hat sie Geburtstag?«
»Nein, es ist eine ganz normale Samstagabendparty. Die Leute kommen einfach zum Tanzen und Trinken vorbei.«
»Und dein Dad hat nichts dagegen?«
»Mein Dad lebt mit meiner Stiefmutter in London.«
Egan lächelt. »Ich fasse es nicht! Eine Achtklässlerin verbringt aufregendere Samstagabende als ich!« Er spielt ein paar Tonleitern. Die Töne klingen sauber und weich. Seine Atemluft, die durch die Löcher entweicht, streift meine Haare. Fieberhaft überlege ich, was Mum jetzt tun würde.
»Komm doch einfach vorbei, wenn du magst«, höre ich mich sagen. Und als hätte ich meine Klarinette nicht gerade erst sorgfältig zusammengebaut und eingespielt, nehme ich das Mundstück wieder ab und poliere es umständlich mit dem Saum meines Rockes.
Egans Augen ruhen auf mir. »Willst du nicht erst deine Mutter fragen?«
»Nee, brauch ich nicht, das ist okay.«
»Echt? Könnte ich einen Kumpel mitbringen?«
Mein Herz hämmert. »Klar, je mehr, desto besser. Unsre Bude ist allerdings noch ziemlich chaotisch. Wir sind grad erst eingezogen.« Gott, wie ich rede. Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ich verschlucke ja die Hälfte der Buchstaben. Nana wäre entsetzt.
Aber Egan fällt es nicht weiter auf. »Okay, super.«
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