Antarktis 2020 by Kröger Alexander

Antarktis 2020 by Kröger Alexander

Autor:Kröger Alexander [Alexander, Kröger]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2007-12-31T23:00:00+00:00


»Ich denke, dort wachsen Algen?« fragte Thomas.

»Schließt das eine zusätzliche Tierhaltung aus?« fragte Ann zurück. Damit schloß sie das Gespräch ab. »Kurs auf die beiden engstehenden Masten. Dazwischen muß die Einfahrt sein.«

Mit langsamer Fahrt näherte sich das Boot den beiden Gittermasten. In weitem Bogen umfuhren sie einen kirschroten, am Fuße dunkelgrün bewachsenen, fischumschwärmten Korallenfelsen.

Und dann sagte Ann inbrünstig: »Verdammt!« Und nach einem Augenblick des Nachdenkens: »Maschinen stopp. Wir gehen auf Grund.«

Erst jetzt gewahrten Thomas und Kai, was sie meinte: Sie befanden sich vor einer größeren, unbewachsenen Fläche, gleichsam einer Lichtung im Unterwasserwald, die sich nach hinten im Dämmerlicht verlor. Links und rechts standen die Gittermaste. Das Netz selbst war jetzt ebenfalls zu sehen. Es setzte sich in der Höhe und links und rechts der Maste fort. In etwa zehn Meter Höhe war ein Seil gespannt, woran zusätzlich ein Netzteil auf Rollen hing, offenbar das Tor. An den Masten und dem Seil hingen außerdem große Lampen, freilich ohne ihren Zweck, nämlich zu leuchten, im Augenblick zu erfüllen. Aber nicht deswegen hatte Ann »verdammt« gesagt, und nicht deswegen wurde es Thomas etwas eigenartig zumute:

Quer vor der Einfahrt, mit Heck und Bug über die Tormasten hinausragend, lag ein U-Kreuzer. Deutlich stand am Turm eine große Vier. »So hat er sich das also gedacht«, sagte Ann sarkastisch.

»Da werden wir nicht viel ausrichten können«, sagte Thomas klug.

Ann sah ihn durchdringend an. »So schnell geben wir nicht klein bei, Freund! – Ohne Risiko, natürlich«, setzte sie hinzu. Sie saß zusammengesunken in ihrem Drehsessel.

Thomas empfand die Situation als unwirklich: Schwebende, dämmrige Umwelt, drei junge Leute in einer engen Kabine, man konnte das Atmen hören, Schweigen, nein, nicht nur Schweigen, ein Lauern war das. Draußen lag ein Ungeheuer, grau, mit einer großen Vier an der Flanke, umgeben von glitzernden Papageienfischen... »Mach die Scheinwerfer aus«, sagte Ann.

Kai betätigte den Schalter. Es war keine völlige Finsternis, die sie umgab, es war die Grenze zwischen Farbig- und Schwarzweiß-Sehen. Vom Grau vor der Scheibe ging die Dunkelheit nach oben in Grün über.

Unheimlich! Und obwohl er diesen Gedanken zurückdrängte, überlief Thomas eine Gänsehaut. Der Kreuzer vor ihnen war zu einem nur ahnbaren schwarzen Klumpen geworden, Gittermaste und Netz waren verschwunden.

Ein paar Kontrollampen auf dem Pult leuchteten schwach. Thomas sah neben sich die glitzernden Augen von Ann. Er fühlte sich zu ihr hingezogen.

Offenbar ging es Kai ähnlich. Er sagte dann nach einem lauten Räuspern: »Da stehen wir nun wie die sieben vor Theben, da sie in die Stadt wollten, und die Tore wurden ihnen nicht aufgetan.«

Es sollte lustig klingen, vielleicht wollte er alle, wie vorhin Ann, zum Lachen bringen, was freilich gründlich mißlang. Im Gegenteil, seine Alberei unterstrich das Abnorme der Situation.

In Thomas klangen die Worte nach: »in die Stadt wollten... nicht aufgetan...«, und dann platzte er heraus: »Drin muß doch ein Stützpunkt sein! Leute, die uns beladen sollen...«

Er ahnte, daß Ann lächelte. »Daran denke ich die ganze Zeit«, sagte sie weich. »Aber dies hier ist das einzige Tor zu ihnen. Und selbst wenn wir in das Netz ein Loch machen, spüren uns die da drüben auf.



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