Anna annA by Hartmann Lukas

Anna annA by Hartmann Lukas

Autor:Hartmann, Lukas [Hartmann, Lukas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinderbücher
ISBN: 9783257606003
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-01-12T05:00:00+00:00


[152] 11. Kapitel

Die Polizei im Haus

In den nächsten Tagen gelang es keiner der beiden Annas, unbeobachtet zu Copy vorzudringen. Deshalb war’s auch nicht möglich, ihn mit Vitamintabletten zu stärken. Sie selber hatten aber schon, unter Ottilias strenger Kontrolle, ein halbes Röhrchen Tabletten geschluckt und die Mutter bestand darauf, mit der Kur fortzufahren, obgleich sich die Rechnungsnoten, zu ihrem Erstaunen, endgültig auf ungenügend einzupendeln schienen.

»Es dauert eben eine Weile, bis das Zeug wirkt«, sagte sie in einem gespielt munteren Ton. Aber gleichzeitig bildeten sich um ihre Mundwinkel zwei nachdenkliche Falten und Anna (oder annA) hätte allzu gerne gewusst, was in ihr vorging. War sie nicht schon längst der Wahrheit auf der Spur?

Es gab noch ein anderes Ereignis, das Anna zu schaffen machte. Sie ging, da sie ihren schulfreien Tag hatte, in den Zoo, um mit Hans zu plaudern und ihm behilflich zu sein. Sogleich spürte sie, dass zwischen ihnen eine ungewohnte Spannung bestand. Stumm trugen sie einen Wassereimer nach [153] dem anderen zu den hochmütig blickenden Dromedaren.

»Irgendwie fand ich’s schon ein bisschen komisch«, sagte Hans plötzlich mit belegter Stimme.

Anna erstarrte. »Was denn?«, fragte sie.

»Hast du mich auf den Arm nehmen wollen? Oder was war denn los?«

»Ich versteh nicht, was du meinst.«

Hans stellte seine beiden vollen Eimer ab. »Ach, muss ich dir’s unter die Nase reiben? Da bist du doch gestern, in deinen blauen Jeans, grußlos an mir vorbeigegangen. Ich war gerade bei den Elefanten, um zu misten. Hallo, sagte ich, schon wieder hier? Denn ich bin ja nicht gewohnt, dass du mich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen besuchst. Und du, was tust du? Du lächelst mir abwesend zu und gehst einfach weiter, als ob du mich noch nie im Leben gesehen hättest! Im ersten Augenblick wollte ich dir nachsetzen und dich zur Rede stellen. Dann habe ich mir gedacht: Na gut, spiel du halt die Kühle! Ich hab mir aber den Kopf zerbrochen, ob ich dir was getan habe.«

In Annas Gehirn jagten sich Ausflüchte und Entschuldigungen. annA hatte ihr verschwiegen, dass sie gestern im Zoo gewesen war. Sollte sie sagen, sie sei’s nicht gewesen, und gleich beginnen mit der großen Beichte? Nein, sie konnte es nicht. Mit Mühe [154] brachte sie schließlich heraus: »Es tut mir leid… Ich war wirklich in Gedanken…«

Und schon quollen die Tränen aus ihren Augen, und als Hans erschrocken auf sie zutrat und den Arm um sie legte, begann sie zu schluchzen.

»Ach«, sagte er, »so schlimm war’s ja auch wieder nicht. Das kann ja wirklich passieren, dass man alles ringsum vergisst. Bitte, nimm’s nicht zu schwer. Ich bin eben manchmal nur zu gern die beleidigte Leberwurst.« Er strich mit den Fingerspitzen über Annas Haar. »Sag mal, hast du Kummer, dass du so gedankenversunken herumläufst?« Ohne es zu wollen, nickte Anna, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.

»Ist es ein Geheimnis?«

Wieder nickte Anna. »Ich weiß«, sagte Hans. »Geheimnisse behält man für sich. Aber wenn’s trotz allem aus dir herauswill, dann kann ich schweigen wie ein Grab.«

Anna glaubte ihm und sie war dankbar für seinen Trost. Die Tränen versiegten.



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