Andrews, Ilona - Stadt der Finsternis 03 by Duell der Schatten

Andrews, Ilona - Stadt der Finsternis 03 by Duell der Schatten

Autor:Duell der Schatten
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 19

Zwanzig Minuten später kündigte ein kehliges Husten Jims Rückkehr an. Ich wartete neben dem toten Schuppenmann auf ihn. Er sprang von einem Baum herab und ließ einen leblosen Leib ins Gras sinken. Tote Augen glotzten mich aus einem Gesicht an, das nicht einmal entfernt dem eines Menschen ähnelte. Es sah eher nach einer Kreuzung aus einem Tiger und einem chinesischen Tempelhund aus.

»Ein Gestaltwandler?«, fragte ich.

»Nein. Das würde ich riechen.«

Der Werjaguar betrachtete die beiden hingestreckt daliegenden Gestalten und stupste das rot geschuppte Wesen dann an. Es regte sich nicht, und Jim schnaubte.

»Er hat seine eigene Zunge verschluckt«, erklärte ich.

Jim seufzte, und ein durch und durch katzenhafter Fatalismus machte sich auf seinem monströsen Gesicht breit. »Hast du noch was aus ihm rausgekriegt, bevor er abgekratzt ist?«

»Sie haben Derek als eine Art Kriegserklärung dort abgeladen. Der Verstorbene hier hat verkündet, ihr wärt der letzte Abschaum, eine Mischung der nichtswürdigen Rassen Mensch und Tier, und mit euch könnte es keinen Frieden geben. Sie hassen das Rudel und wollen euch alle abschlachten und anschließend euer Fleisch fressen, und zwar sobald sie den Stein in die Finger bekommen. Sie haben sich mit dem Sultan des Todes verbündet, der ihnen dabei helfen wird, euch alle abzumurksen, und den sie anschließend irgendwie hinters Licht führen wollen. Ach ja, und mich wollen sie viele, viele Male vergewaltigen.«

Es war für einen Gestaltwandler nicht leicht, in der Zwischenform die Augen zu verdrehen, aber Jim gab sich alle Mühe. »Wer ist denn der Sultan des Todes?«

»Keine Ahnung.«

Es hätte Roland sein können. Doch das sprach ich nicht aus. Roland war der Dreh- und Angelpunkt meines ganzen Lebens. Solange ich denken konnte, hatte ich gewusst, dass ich ihn töten musste und dass er, sollte er je von meiner Existenz erfahren, Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um mich zu töten. Seine Macht war geradezu schrankenlos. Legenden über ihn zogen sich durch alle Epochen, und in so gut wie jeder antiken Zivilisation gab es Aufzeichnungen über seine Regentschaft. Wenn ich ihn zur Strecke brachte, würde es sein, als hätte ich einen Gott ermordet. Ich brauchte noch viel mehr Erfahrung und viel mehr Macht, ehe ich auch nur ins Auge fassen konnte, mich dieser Herausforderung zu stellen. Und bis meine Fähigkeiten so weit gediehen waren, musste ich im Verborgenen leben und jeden Augenblick damit rechnen, enttarnt zu werden. Meine Paranoia war so allumfassend, dass es ein Wunder war, dass ich nicht allabendlich unter meinem Bett nachsah, ob Rolands Häscher mir dort bereits auflauerten.

Jede geheimnisvolle Bedrohung, jede unbekannte Gefahr, jede Erwähnung eines Wesens mit großen magischen Fähigkeiten ließen mich unweigerlich sofort an Roland denken. Ja, der Sultan des Todes – das passte zu ihm wie die Faust aufs Auge, schließlich hatte er den Untod in die Welt gebracht. Doch dieser Titel konnte sich natürlich auch auf jemand ganz anderen beziehen. Bloß weil ich so fixiert auf ihn war, musste es dem Rest der Welt ja nicht ebenso ergehen.

»Es geht bei dieser Sache immer wieder um den Wolfsdiamanten. Ich habe so ein Gefühl, dass sie diesen Stein als Waffe einsetzen wollen.



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