Am Mittwoch wird der Rabbi nass by Harry Kemelman

Am Mittwoch wird der Rabbi nass by Harry Kemelman

Autor:Harry Kemelman
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Rabbi Small 6
veröffentlicht: 2011-02-26T23:00:00+00:00


27

Der Brief von der Synagoge kam mit der Morgenpost. Bis auf ein vorübergehendes Zusammenpressen der Lippen ließ Marcus Aptaker sich seine Enttäuschung nicht anmerken; aber er war den ganzen Vormittag zerstreut und musste sich, wenn er einem Kunden gegenüberstand, zu einem freundlichen Lächeln zwingen. Er bediente wie immer, er überprüfte eine Warenlieferung, er beantwortete das Telefon, er tippte Preise in die Registrierkasse und gab die richtige Summe Wechselgeld heraus oder trug den Betrag auf das Kreditkonto des Kunden ein; aber das alles tat er automatisch, während seine Gedanken anderswo waren und sich mit diesem neuen Problem herumschlugen.

Safferstein um die Verlängerung des Mietvertrages zu bitten, wie es in dem Brief vorgeschlagen wurde, war sinnlos, da Safferstein bereits seit langem versuchte, das Geschäft für seinen Schwager zu erwerben. Jetzt aber brauchte er es gar nicht mehr zu kaufen; jetzt brauchte er nur noch ein paar Monate zu warten, bis der Mietvertrag ablief, dann konnte er es ganz einfach übernehmen. Ursprünglich hatte Safferstein durchblicken lassen, dass er bereit sei, einen guten Preis zu bezahlen; die Tatsache, dass er den Häuserblock gekauft hatte, machte das aber ganz eindeutig überflüssig. Aptaker war sich über eines klar: Falls Safferstein sein Angebot, das Geschäft zu kaufen, aufrechterhalten würde – und das war unter den gegebenen Umständen zweifelhaft –, dann nur auf der Basis, dass er die Warenvorräte zu Schleuderpreisen übernahm und für die Einrichtung höchstens Preise zahlte, wie sie beim Trödler zu erzielen waren. Freundliches Entgegenkommen gab es nicht mehr.

Er spielte mit der Möglichkeit, einen anderen Laden zu mieten. Das würde eine beträchtliche Investition für eine neue Einrichtung bedeuten, doch wenn sein Sohn ihm zur Seite stünde, wäre das ein durchaus logischer Schritt. Diese Hoffnung allerdings, das war ihm jetzt klar, war nichts weiter als ein schöner Traum gewesen und jetzt, nach dem kurzen Besuch des Sohnes zu Hause, noch weniger wahrscheinlich geworden. Er musste einsehen, dass er allein, zweiundsechzig und zu alt war, um ein neues Geschäft zu eröffnen.

Flüchtig dachte er daran, noch einmal mit Kaplan zu sprechen und ihn zu bitten, er möge es sich doch überlegen oder ihm die Möglichkeit geben, seine Bitte direkt an den Vorstand der Synagoge zu richten. Aber warum sollten sie besondere Rücksicht auf ihn nehmen, wo er noch nicht einmal Gemeindemitglied war?

Zunächst stand er vor dem schweren Problem, was er seiner Frau sagen sollte. In Gedanken übte er den Tonfall und die Haltung, die er bei seiner Erklärung annehmen wollte. Er durfte sie keinesfalls merken lassen, wie tief getroffen er eigentlich war. «Ach, weißt du, es ist wohl ganz gut so. Ich habe mein Leben lang hart gearbeitet, jetzt ist es Zeit, dass ich mich ein bisschen ausruhe. Vielleicht machen wir eine Reise, und mit meiner Sozialversicherung und deiner und mit unseren Ersparnissen müssten wir ganz gut auskommen. Vielleicht nehme ich eine Teilzeitarbeit an, damit ich etwas zu tun habe. Ich gebe zu, freiwillig hätte ich nicht verkauft, aber da es nun mal so gekommen ist, bin ich im Grunde froh darüber.» Doch würde sie ihm überhaupt glauben?

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