Am Boden - Die Geschichte meiner Obdachlosigkeit by Rosegarden Angelika

Autor:Rosegarden, Angelika [Rosegarden, Angelika]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-08-26T22:00:00+00:00

Kapitel 3: Im Container

Leider dauerte es sehr lange, bis ich herausfand, dass es im Ostpark Container für Obdachlose gibt, in denen man übernachten kann. Ich erhielt die Info von einem Polizisten, der mir versuchte mit diesem Rat zu helfen. Ich war sehr froh darüber und suchte noch am gleichen Tag das Containerareal im Ostpark auf.

Jedoch konnte man nicht sagen, dass der Aufenthalt dort angenehm war. Die anderen obdachlosen Frauen waren zumeist entweder alkoholsüchtig oder sehr schwer psychisch gestört. Da ich als Epileptikerin, die ich seit meiner Kindheit bin, keinen Alkohol trinke und diesen auch verabscheue, ekelte mich der Alkoholgeruch, der sich durch den Container zog.

Ich musste jedoch durchhalten. Immerhin war es im Container sehr warm. Auf etwa acht Quadratmetern schliefen vier Frauen. Es gab vier Betten, einen Tisch und zwei Stühle. Dazu noch ein paar Haken an der Wand für die Habseligkeiten. Schränke suchte man dort vergeblich. Abends musste man jedoch sehr pünktlich sein. Wenn man zu spät kam, bekam man keinen Platz mehr im Container und musste trotz des eiskalten Winters draußen schlafen oder bei irgendwelchen Freunden, von denen ich mittlerweile kaum mehr welche hatte dank der Psychose und meiner Situation.

Damals gab es noch nahe dem Ostpark die ehemalige Großmarkthalle. Eine Frau, die an manchen Tagen bei mir im Container mitwohnte, besorgte bei der Großmarkthalle immer altes Gemüse, das die Händler nicht wollten. Bis auf ein paar Dellen war es völlig in Ordnung.

Ich verstand überhaupt nicht wie es kam, dass diese nette und gebildete Frau obdachlos war. Sie war weder drogenabhängig noch alkoholkrank. Sie war einfach supernett und liebenswert. Die Frau gab mir öfters etwas von dem Obst und Gemüse ab, das sie geschenkt bekommen hatte.

Ihr ging es mit mir genauso wie mir mit ihr. Die Frau sagte mir einmal, man höre es schon, wie ich spräche, dass ich Studentin gewesen sei.

Es gab Momente, in denen die Psychose abgeklungen war, dann trat sie wieder in voller Stärke auf und ich fühlte mich nervös und hektisch.

An einem solchen Tag kam eine Sozialarbeiterin auf das Containerareal. Ich ging zu ihr und fragte sie, ob sie eine Wohnung für mich habe, da ich obdachlos sei.

„Sie sind nicht wohnfähig. Sie bekommen keine Wohnung!“, entgegnete sie mir. Eingehandelt hatte ich mir diese Aussage damit, dass ich ein paar Wochen zuvor in eine andere Obdachlosenunterkunft gegangen war in der es leider Kakerlaken in rauen Mengen gab und ich aus diesem Grund begann, die Möbel aus dem Zimmer zu räumen und einzeln mit Wasser abzuwaschen.

Aufgestachelt war ich dadurch, dass eine Kakerlake über mein Wurstbrötchen gelaufen war, dass ich eigentlich hungrig wie ich war verspeisen wollte. Ich geriet in Wut darüber und startete die Putzaktion. Später wurde mir dies von der Leitung so ausgelegt, als habe ich das Zimmer „zertrümmert“, was natürlich völliger Unsinn war. Ich hatte lediglich das Bett in seine Einzelteile zerlegt, um es zu putzen, in der Hoffnung, dass die Kakerlaken verschwänden.

So ließen mich die Behörden aufgrund dieser leidigen Story völlig im Stich. Meine Versuche, es richtig zu stellen wurden ignoriert. Es gab keine Hilfe mehr für mich.

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