Als ich erwachte by Swanson Cynthia

Autor:Swanson, Cynthia
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Diana, 2015
veröffentlicht: 2015-01-22T16:00:00+00:00

18

Ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Im Schlafzimmer ist es stockdunkel. Die Uhr zeigt zwei Uhr fünfundvierzig an. Aslan ist natürlich da und schnurrt selig, mopsfidel. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre Aslan.

Ich steige aus dem Bett und ziehe mir den lilafarbenen Morgenmantel und die Hausschuhe an. Im Dunkeln stolpere ich ins Wohnzimmer. An meinem Schreibtisch schalte ich die Lampe ein und lasse mich nieder. Ich greife nach dem Telefon und wähle Friedas Nummer.

Sie geht etwa beim siebten Läuten an den Apparat. Frieda ist eine Tiefschläferin, schon immer gewesen. »Häääh …?« Ein Laut zwischen einem Ächzen und einer Begrüßung.

»Frieda«, sage ich eindringlich. »Freeds, es tut mir leid, dass ich so spät …«

»Kitty? Was ist los? Alles in Ordnung?« Ihre Stimme klingt augenblicklich alarmiert, und das wärmt mir das Herz. Zu wissen, dass sie von tiefstem Schlaf direkt zu gewaltiger Sorge um mich übergehen könnte, bloß weil sie meine Stimme hört – das tröstet mich, und ich spüre, wie ich mich am ganzen Körper entspanne.

»Es tut mir leid«, wiederhole ich. »Bei mir ist alles in Ordnung. Ich habe bloß …« Ich halte den Hörer näher an den Mund und flüstere. »Ich habe schlecht geträumt.« Es klingt dumm, wenn ich es sage, also füge ich hinzu: »Einen richtig furchterregenden Traum.« Und dann muss ich lächeln, denn natürlich war mein Traum nicht im üblichen Sinne furchterregend: keine Ungeheuer, keine maskierten Männer mit Pistolen, keine Tornados, die mir das Dach über dem Kopf wegreißen.

»Oh«, haucht Frieda, und ich höre ein Rascheln, als setze sie sich gerade zurecht. Ich kann sie mir zusammengerollt in einem Berg von Bettzeug in ihrem Schlafzimmer vorstellen – die Jalousien heruntergezogen, die Nachttischlampe angeschaltet. Ich höre das Klicken ihres Feuerzeugs und das lange Inhalieren von Rauch. »Möchtest du mir davon erzählen?«

Möchte ich ihr davon erzählen? Interessante Frage. Ich habe keine Ahnung, ob ich ihr davon erzählen möchte oder nicht. Einerseits wäre es wunderbar, die Sache einem anderen Menschen anzuvertrauen. Besonders einem Menschen wie Frieda, der zuhören kann und praktischen Rat anzubieten hätte – und infolgedessen würde die ganze Qual vielleicht ein für alle Mal aufhören. Andererseits lässt mich die offensichtliche Torheit des Ganzen zögern, es in Worte zu fassen. Selbst Frieda gegenüber, der ich mein Leben anvertrauen würde.

»Kitty? Bist du noch dran? Hast du von dem Ärger in Kuba geträumt? Was der Präsident in den Nachrichten gesagt hat, über die russischen Raketen? Hat dir das Angst gemacht?« Sie seufzt, und ich spüre beinahe, wie sie die Zähne zusammenbeißt. »Denn ehrlich gesagt ist die gesamte Situation absolut furchteinflößend.«

Mein Mund verzieht sich zu einem winzigen gekünstelten Lächeln, die Art Lächeln, die man aufsetzt, wenn einem überhaupt nicht nach Lächeln zumute ist. »Um ehrlich zu sein«, sage ich Frieda, »macht mir das gar keine Angst.«

Ich kann ihr nicht erklären, warum ich mir keine Sorgen um Kuba mache. Jeder andere steht deswegen eine Heidenangst aus. Und dennoch empfinde ich bezüglich dieser ganzen Angelegenheit eine anhaltende Gelassenheit. Ich weiß nicht, warum, aber ich bin mir sicher, dass es vorübergehen wird – und zwar schon bald.

»Das macht dir keine Angst?« Frieda klingt überrascht.

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