Als ich aufwachte, war so sehr Montag, dass es wehtat by Mikko Rimminen
Autor:Mikko Rimminen [Rimminen, Mikko]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783423431965
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2016-12-20T23:00:00+00:00
Nach all den Misshelligkeiten verlief die restliche Fahrt überraschend lautlos. Die Autobahn nach Porvoo war so unfreundlich und landschaftslos wie immer. Nach der Abfahrt wurde es interessanter, jedenfalls insofern, als sich Schlingen in die StraÃe schlichen.
In mir meldete sich unablässig das Bedürfnis, etwas zur Suvi neben mir zu sagen, aber es gelang mir einfach nicht, aus dem Hölzchen ein Stöckchen zu schnitzen. Sie blieb stumm und knautschte die vollgestopfte Plastiktüte auf ihrem SchoÃ. Der Höhepunkt der Fahrt bestand vermutlich darin, dass im Gebüsch ein rehartiges Tier aufblitzte, bei dem ich dem Mädel erfreut zurief: »Guck mal, ein Tier.« Sie sah nicht hin und reagierte nicht.
»Mädchen!«, heulte Perttu stattdessen auf.
Gemessen an all der Stille kamen wir überraschend schnell in Ilola, Illby, Freudenheim an. Lefa hatte eine Dose aufgerissen und knüpfte an das Faunathema an, nachdem er den Wegweiser gesehen hatte: »Ich hab gerade was mit Freudenmädchen erspäht.«
»Wie hilariös«, meinte seine Suvi neben ihm. Ich fragte mich, ob sie von Mama infiziert worden war, obwohl sie meines Wissens noch nicht viel mit ihr zu schaffen gehabt hatte.
Die StraÃen wurden schmaler, die Landschaften ländlicher. Lefas Suvi lotste mich. Je näher der Festivalort rückte, desto mehr stiegen Stimmung und Lärmpegel im Transit. Wir schubberten gerade auf einem Kiesweg in eine schroffe, von dichtem Kiefernwald gesäumte Senke, als meine Stimmung abrupt sank. Der Grund war Lefa, oder genau genommen sein Telefon oder noch genauer genommen Mama, die ihn anrief. Und letzten Endes fand sich die Schuld direkt bei mir.
»Verdammte verfickte FickscheiÃe«, sagte mein Bruder, nachdem er das Telefonat beendet hatte, bei dem er im Grunde kaum dazu gekommen war, etwas zu sagen. Die kabelgebundene Suvi freute sich und vervielfältigte Lefas Flüche tausendfach.
»Na?«, sagte ich.
»Na, verdammte verfickte FickscheiÃe«, antwortete mein Bruder, zeigte sich aber dann doch zu einer Erklärung bereit.
Diese war nicht schön anzuhören und machte keine Lust auf eine weitere Analyse. Im Zentrum standen insbesondere drei Dinge: Erstens war die der Umzugswohnung entschwebte Frau aufgetaucht, jedoch »zutiefst verstört«, wie Lefa sich unter Nachäffung von Mamas Lautbildung ausdrückte. Die zweite und dritte Wesentlichkeit taten mehr weh oder versprachen Wehtaten. Ein namentlich nicht genannter Herr war nach wie vor sehr böse, und überdies war es uns gelungen, noch einen zweiten namentlich nicht Genannten zu erbosen, der sein Haus in Pakila durchs Fenster betreten musste, weil den türlichen Zugang ein vom Platzregen geschändeter Kleiderschrank versperrte, nachdem die Plane heruntergerutscht und mit dem Wind in die nächste Eberesche geschwebt war.
Im selben Moment kamen wir an, und für einen Augenblick sorgte es für Erleichterung, relativ weit weg von Helsinki zu sein. Das Gefühl hielt jedoch nicht lange an.
Viele Gedanken hatte ich ans Künftige nicht verschwendet, und ziemlich plötzlich schlug trotz aller Schauerlichkeiten die Sehnsucht nach der Heimatstadt ein.
Aber all dem musste die Stirn geboten werden. Der Ort ähnelte einem ehemaligen Schulungszentrum. Eine Ansammlung flacher Gebäude aus weiÃem Backstein fasste eine Art Hauptquartier ein, einen wohnheimtypischen Flachbau und ein paar obskure Klötze. Dazwischen wuchsen einige Eichen, die deutlich älter als der Gebäudebestand waren.
Ringsum gab es reichlich offenes Gelände, das hufzertrampelt aussah,
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